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ag_eulen:debatten:auswirkungen_von_windenergieanlagen_auf_voegel

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 ===== Auswirkungen von Windenergieanlagen auf Vögel ===== ===== Auswirkungen von Windenergieanlagen auf Vögel =====
  
-/Im Zusammenhang damit stehen die folgenden Literaturbesprechungen (2 Blöcke): ​*/+**Besprechung neuerer Arbeiten** \\ von Hubertus Illner
  
-Besprechung neuerer Arbeiten ​von Hubertus Illner+Aufbauend auf den Untersuchungen ​von TOBIAS DÜRR, Staatliche Vogelschutzwarte Brandenburg,​ wurden die Totfunde von Rotmilanen unter Windenergieanlagen (_WEA) im Bundesland Brandenburg einer detaillierten statistischen Auswertung unterzogen((BELLEBAUM J, KORNER-NIEVERGELT F, DÜRR T & MAMMEN U 2013: Wind turbine fatalities approach a level of concern in a raptor population. J. for Nature Conservation 21: 394-400 )). Danach verunglückten allein in diesem Bundesland ab dem Jahr 2012 schätzungsweise jährlich etwa 300 Rotmilane an den rund 2860 _WEA (umgerechnet rund ein toter Rotmilan pro zehn _WEA), was rund 3 % der nachbrutzeitlich vorhandenen Individuenzahl Brandenburgs entsprach. Es wurde eine "​Todesrate"​ von 4 % errechnet, ab der die durch _WEA-Kollisionen verursachte Zusatzmortalität sich sogar negativ auf die Bestandsentwicklung des gesamten Landesbestandes auswirken würde. Dieser kritische Wert könnte mit der Inbetriebnahme weiterer, Ende 2011 genehmigter (297) und beantragter (362) _WEA bald in Brandenburg erreicht sein, was einer mittleren Anlagendichte von rund 12 _WEA pro 100 km² entspricht. Dieser Schwellenwert wurde gleichwohl schon in dem ostwestfälischen Dichtezentrum des Rotmilans im April 2013 erreicht, als im 6520 km² großen Regierungsbezirk Detmold 789 _WEA in Betrieb waren ([[http://​www.mt-online.de/​lokales/​regionales/​8242200_Kreis_Paderborn_ist_der_Windmeister_der_Region.html|Kreis Paderborn ist der Windmeister der Region]]). Mammen et al. (2013) stellten zudem keinen Unterschied der Tötungsraten an großen und kleinen _WEA fest. Von daher ist nicht zu erwarten, dass mit neuen, größeren _WEA, auch im Ersatz für kleine Altanlagen (Repowering),​ das Kollisionsrisiko für den Rotmilan abnehmen würde.
  
-(1) BELLEBAUM JKORNER-NIEVERGELT FDÜRR T & MAMMEN U 2013: Wind turbine fatalities approach a level of concern ​in a raptor populationJfor Nature ​Conservation ​21394-400+In einer weiteren fundierten Studie wurde die Auswirkung von _WEA auf eine Greifvogelpopulation erforscht((DAHL ELBEVANGER KNYGÅRD ​T, RØSKAFT E STOKKE BG 2012: Reduced breeding success in white-tailed eagles at Smøla windfarm, western Norway, is caused by mortality and displacement. Biological Conservation 145: 79-85)). Auf der norwegischen Insel Smøla wurden in einem Dichtezentrum des Seeadlers von 2002 bis 2005 mit 68 _WEA (Nabenhöhe 70 m, Rotorradius 41 m) Norwegens größter Windpark errichtet. Die Brutplätze und der Bruterfolg der dort auf dem Boden brütenden Seeadler (die Insel ist weitgehend baumfrei) wie auch das Verhalten((DAHL EL, MAY R, HOEL PL, BEVANGER K, PEDERSEN HC, RØSKAFT E & STOKKE BG 2013: White-tailed eagles (//​Haliaeetus albicilla//​) at the Smøla wind-power plant, Central Norway, lack behavioral flight responses to wind turbines. Wildlife Soc. Bull. 37: 66–74)) wurden vor und nach dem Aufstellen der _WEA im Windpark und in entfernten Vergleichsflächen nach standardisierter Methodik untersuchtAußerdem wurde unter den _WEA systematisch nach Schlagopfern,​ zum Teil mit Spürhunden,​ gesucht (Bevanger et al2009 und 2010, genaue Zitate siehe Eulen-Rundblick Nr. 62: 96). Von 2005 bis 2009 wurden 28 Seeadler tot unter den _WEA gefunden, darunter 16 adulte Vögel. Bis Ende Januar 2014 waren in diesem Windpark insgesamt mindestens 56 Seeadler tödlich an den _WEA verunglückt (T. NYGÅRD schriftlich),​ was einer Todesrate von rund einem Seeadler pro 11 _WEA und Jahr entspricht. Der Bruterfolg verminderte sich in dem Bereich signifikant,​ in dem die _WEA näher als 500 m an den Brutterritorien errichtet worden waren, während er in den Vergleichsflächen ohne _WEA in etwa gleich blieb((DAHL EL, BEVANGER K, NYGÅRD T, RØSKAFT E & STOKKE BG 2012: Reduced breeding success in white-tailed eagles at Smøla windfarm, western Norway, is caused by mortality and displacement. Biological ​Conservation ​14579-85)). Der Rückgang des Bruterfolgs an den _WEA beruht vor allem auf dem Verlassen von Brutterritorien,​ was durch kollisionsbedingten Verlust des Paarpartners,​ durch Vertreibungswirkung aufgrund des Betriebs der _WEA und/oder durch unmittelbare Zerstörung des Brutplatzes durch Fundamente.
  
-(2) DAHL EL, BEVANGER K, NYGÅRD T, RØSKAFT E & STOKKE BG 2012Reduced breeding success in white-tailed eagles at Smøla ​windfarmwestern ​Norway, ​is caused by mortality and displacementBiological Conservation 14579-85+Die in demselben Windpark durchgeführten Verhaltensstudien((DAHL EL, MAY R, HOEL PL, BEVANGER K, PEDERSEN HC, RØSKAFT E & STOKKE BG 2013White-tailed eagles ​(//​Haliaeetus albicilla//​) ​at the Smøla ​wind-power plantCentral ​Norway, ​lack behavioral flight responses to wind turbinesWildlife Soc. Bull. 3766–74)) ergaben, dass die Seeadler im Windpark kein deutliches Meideverhalten zu den _WEA zeigen. Ihr Verhalten unterscheidet sich kaum innerhalb und außerhalb des Windparks; im Windpark zeigten sie sogar eine leicht erhöhte Flugaktivität in dem Höhenbereich,​ in dem sich die Rotoren drehen. Die Altvögel wiesen eine höhere Flugaktivität als Subadulte auf und dies besonders in der territorialen Phase im Frühjahr, wenn auch die meisten Seeadler an den _WEA verunglückten. Die Flugaktivität in Rotorhöhe ist wenig wetterabhängig,​ sie ist allenfalls bei höheren Temperaturen leicht erhöht.  ​
  
-(3) DAHL EL, MAY R, HOEL PL, BEVANGER K, PEDERSEN HC, RØSKAFT E & STOKKE BG 2013: White-tailed eagles (Haliaeetus albicilla) at the Smøla wind-power plant, Central Norway, lack behavioral flight responses to wind turbines. Wildlife Soc. Bull. 37: 66–74+An zwei _WEA auf der Insel Smøla wurde im Jahr 2012 ein Videoaufnahme- und Warnsystem getestet((MAY R, HAMRE Ø, VANG R & NYGÅRD T 2012: Evaluation of the _DTBird video-system at the Smøla wind-power plant. Detection capabilities for capturing near-turbine avian behaviour. _NINA Report 910. 27 pp. )). Das Video-System erfasste 76 % bis 96 % der Vogelflüge nah an den Rotoren. Eine Identifizierung auf Artniveau war mit den Videoaufnahmen nicht möglich. Bis in Entfernungen von 150 m vom Rotorblatt erfasste das System im gesamten Kreisumfang,​ in Entfernungen von 150 m bis 300 m nur noch in der Hälfte des Kreisumfangs. Das System löste auch mehrfach Fehlalarme aus. Nach diesem Feldtest ist unklar, ob das Warnsystem wirkungsvoll und effizient Kollisionen von Vögeln in Windparks verhindern kann. Eine aktuelle Pressemitteilung des Betreibers des Windparks, des norwegischen Energieunternehmen Statkraft, zeigt die Prognose-Unsicherheiten bezüglich der bisherigen Maßnahmen zur Verminderung des Kollisionstodes auf der Insel Smøla ([[http://​www.offshorewind.biz/​2013/​09/​19/​norway-birds-could-avoid-wind-turbines-painted-black-and-white/​|Birds Could Avoid Wind Turbines Painted Black and White]]). Als weitere Schadens-Minderungsmaßnahme werden nun die Rotoren (einer von dreien je _WEA) und unteren Mastzonen von acht der 68 _WEA mit einem schwarzen Anstrich versehen, der den Kontrast und damit die Sichtbarkeit für Vögel erhöhen soll. Auch sollen Versuche mit _UV-Beleuchtung an den _WEA durchgeführt werden, die Vögel besser als Menschen wahrnehmen können. Die Hoffnung besteht, dass die Kollisionsraten sich so vielleicht reduzieren lassen. DAHL et al.((DAHL EL, MAY R, HOEL PL, BEVANGER K, PEDERSEN HC, RØSKAFT E & STOKKE BG 2013: White-tailed eagles (//Haliaeetus albicilla//) at the Smøla wind-power plant, Central Norway, lack behavioral flight responses to wind turbines. Wildlife Soc. Bull. 37: 66–74)) machen gleichwohl deutlich, dass es wichtig ist, durch intensive Vorab-Untersuchungen die Gebiete für die Errichtung von _WEA zu identifizieren,​ in denen die maßgeblichen gefährdeten Arten in geringer Dichte vorkommen. ​
  
-(4) MAY RHAMRE ØVANG R NYGÅRD T 2012Evaluation ​of the DTBird video-system at the Smøla wind-power plantDetection capabilities for capturing near-turbine avian behaviourNINA Report 910. 27 pp.+Nach einer Studie im nordamerikanischen Wisconsin((GARVIN JCJENNELLE CSDRAKE D GRODSKY SM 2011Response ​of raptors to a windfarm. J. Applied Ecology 48: 199–209 )) zeigten die untersuchten Greifvögel ein deutliches Meideverhalten zu einem Windpark aus 86 _WEA mit einer Nabenhöhe von 80 m und einem Rotorradius von 38 m. Eine Geier-, Bussardund Falkenart zeigten ein riskanteres Flugverhalten als die anderen Greifvogelarten,​ in dem sie häufiger weniger als 500 m entfernt von den _WEA in der Rotorenhöhe flogenNur von der einen Bussardart wurden Kollisionsopfer unter den _WEA gefunden, hochgerechnet etwa drei pro zehn _WEA und JahrEs wurde allerdings nur ein Jahr lang unter 34% der _WEA nach Schlagopfern gesucht, so dass wahrscheinlich bisher noch kein repräsentatives Bild der Kollisionshäufigkeiten der einzelnen Arten in diesem Windpark ermittelt worden ist 
  
-(5) GARVIN JCJENNELLE CSDRAKE D GRODSKY SM 2011Response of raptors to a windfarm. J. Applied Ecology ​48199209+In einer groß angelegten Studie((FERRER MDE LUCAS MJANSS GFE, CASADO E, MUÑOZ AR, BECHARD MJ CALABUIG CP 2012Weak relationship between risk assessment studies and recorded mortality in wind farms. J. Applied Ecology ​493846 )) zeigte sich kein klarer Zusammenhang von prognostizierter Kollisonsgefährdung an _WEA und der realen Zahl an Schlagopfern nach der Errichtung von Windparks. Grundlage der Untersuchungen in Südspanien waren Vogelerfassungen von 1999 bis 2000 in 53 potenziellen Windparkarealen (je Windpark mit potenziell 6-30 _WEA jeweils 107 h bis 228 h Beobachtungszeit) und Schlagopfer-Erfassungen von 2005 bis 2008 in den 20 von 53 potenziellen Windparks, in denen _WEA genehmigt und errichtet wurden; die _WEA hatten Nabenhöhen von 57 m bis 80 m und Rotorradien von 28 m bis 45 m. In den Windparks wurde, in Abhängigkeit von der Betriebszeit der _WEA, 11 bis 34 Monate lang täglich zu Fuß oder mit einem Fahrzeug unter sämtlichen _WEA nach Schlagopfern gesucht, wobei der Erfassunsmodus auf mittelgroße und große Vögel ausgerichtet war. Die reinen Totfundzahlen gingen in die Auswertung ein. Es wurden insgesamt 124 tote Greifvögel (und weitere 337 Vögel oder umgerechnet 13 Vögel pro 10 _WEA und Jahr gefunden. Die ersten zehn Rangplätze belegen (jeweils Schlagopfer pro 10 _WEA und Jahr): Gänsegeier 3,5, Grauammer 1,7, Haussperling 1,5, Kalanderlerche 0,9, Turmfalke, Haubenlerche,​ Kuhreiher, Schlangenadler und Stockente jeweils 0,4 sowie Rothuhn 0,3. Von zwei Eulenarten lagen Totfunde vor: bei der Schleiereule 0,03 und Steinkauz 0,01 pro 10 _WEA und Jahr. Es wurde kein signifikanter Zusammenhang der Häufigkeit pro Beobachtungsstunde vor dem Aufstellen der _WEA und der Kollisionsrate nach dem Aufstellen der _WEA festgestellt,​ weder für die Vögel insgesamt, noch für alle Greifvögel oder einzelne Greifvogelarten. Signifikante Korrelationen ergaben sich auch nicht für analoge Berechnungen mit Indizes, in die neben der Beobachtungshäufigkeit u.a. auch die Häufigkeit der Flüge in Rotorenhöhe einging. Mehrere mögliche Ursachen können für das Ausbleiben signifikanter Korrelationen angeführt, von denen die Autoren selbst nur einige nennen: ​
  
-(6) FERRER M, DE LUCAS M, JANSS GFE, CASADO E, MUÑOZ AR, BECHARD MJ & CALABUIG CP 2012: Weak relationship between risk assessment studies and recorded mortality in wind farmsJ. Applied Ecology 49: 38–46+Die 33 Windparks mit dem größten prognostizierten Kollisionspotenzial wurden nicht genehmigt und wurden entsprechend nicht auf Kollisionsopfer untersucht.
  
-(7) CARRETE MSÁNCHEZ-ZAPATA JABENÍTEZ JR & DONÁZAR JA 2013: Species distribution models and wind farm developmentsBiological Conservation 157: 433+Die Vogelerfassungen vor dem Aufstellen der _WEA waren nicht repräsentativu.a. hinsichtlich der ausgewählten festen Beobachtungspunkte und der Wetterbedingungenz.B. waren die Beobachtungszeiten mit Ost- und Westwind überrepräsentiert und die mit schlechten Sichtbedingungen unterrepräsentiert.
  
-(8) NIPKOW M 2013: Länderarbeitsgemeinschaft ​der Vogelschutzwarten _LAG-VSWNatur & Landschaft 88 (Sonderausgabe):​ 32+Die Vogelerfassungen vor dem Aufstellen ​der _WEA lagen fünf bis neun Jahre vor den Erfassungen der Schlagopfer. Es ist unklar, ob die Besiedlungs-Verhältnisse in dieser Zeitspanne grundsätzlich ähnlich geblieben sind.
  
-Aufbauend auf den Untersuchungen von TOBIAS DÜRRStaatliche Vogelschutzwarte Brandenburg,​ wurden ​die Totfunde ​von Rotmilanen unter Windenergieanlagen (_WEA) im Bundesland Brandenburg einer detaillierten statistischen Auswertung unterzogen (Zitat 1). Danach verunglückten allein ​in diesem Bundesland ab dem Jahr 2012 schätzungsweise jährlich etwa 300 Rotmilane an den rund 2860 _WEA (umgerechnet rund ein toter Rotmilan pro zehn _WEA), was rund 3 % der nachbrutzeitlich vorhandenen Individuenzahl Brandenburgs entsprach. Es wurde eine "​Todesrate"​ von 4 % errechnet, ab der die durch _WEA-Kollisionen verursachte Zusatzmortalität sich sogar negativ auf die Bestandsentwicklung des gesamten Landesbestandes auswirken würde. Dieser kritische Wert könnte mit der Inbetriebnahme weitererEnde 2011 genehmigter (297) und beantragter (362) _WEA bald in Brandenburg erreicht sein, was einer mittleren Anlagendichte von rund 12 _WEA pro 100 km² entspricht. Dieser Schwellenwert wurde gleichwohl schon in dem ostwestfälischen Dichtezentrum des Rotmilans im April 2013 erreicht, als im 6520 km² großen Regierungsbezirk Detmold 789 _WEA in Betrieb waren ([[http://www.mt-online.de/lokales/regionales/8242200_Kreis_Paderborn_ist_der_Windmeister_der_Region.html|Kreis Paderborn ist der Windmeister der Region]]). Mammen et al. (2013) stellten zudem keinen Unterschied der Tötungsraten an großen und kleinen _WEA fest. Von daher ist nicht zu erwarten, dass mit neuen, größeren _WEA, auch im Ersatz für kleine Altanlagen (Repowering),​ das Kollisionsrisiko für den Rotmilan abnehmen würde.+Die Methodik der Vogelerfassungen vor dem Aufstellen der _WEA war unzureichendvor allem weil die unterschiedliche Sichtbarkeit ​von Vögeln ​in verschiedenen Flughöhen nicht in Betracht gezogen ​wurde und weil die visuellen Flughöhenschätzungen einem unbekanntenvermutlich großem Schätzfehler unterliegen ​(Näheres dazu: [[http://abu-naturschutz.de/images/hubertus/Stellungnahme_ABU_18_Maerz_2013_zu_Bergen_Loske_2012.pdf|Stellungnahme]]).
  
-In einer weiteren fundierten Studie wurde die Auswirkung von _WEA auf eine Greifvogelpopulation erforscht ​(Zitat 2). Auf der norwegischen Insel Smøla wurden in einem Dichtezentrum des Seeadlers von 2002 bis 2005 mit 68 _WEA (Nabenhöhe 70 m, Rotorradius 41 mNorwegens größter Windpark errichtet. Die Brutplätze ​und der Bruterfolg der dort auf dem Boden brütenden Seeadler ​(die Insel ist weitgehend baumfreiwie auch das Verhalten ​(Zitat 3) wurden vor und nach dem Aufstellen ​der _WEA im Windpark ​und in entfernten Vergleichsflächen nach standardisierter Methodik untersuchtAußerdem wurde unter den _WEA systematisch nach Schlagopfern, ​zum Teil mit Spürhunden,​ gesucht (Bevanger ​et al. 2009 und 2010, genaue ​Zitate ​siehe Eulen-Rundblick Nr. 62: 96). Von 2005 bis 2009 wurden 28 Seeadler tot unter den _WEA gefunden, darunter 16 adulte VögelBis Ende Januar 2014 waren in diesem Windpark insgesamt mindestens 56 Seeadler tödlich an den _WEA verunglückt ​(TNYGÅRD schriftlich), was einer Todesrate von rund einem Seeadler pro 11 _WEA und Jahr entspricht. Der Bruterfolg verminderte sich in dem Bereich signifikantin dem die _WEA näher als 500 m an den Brutterritorien errichtet worden warenwährend er in den Vergleichsflächen ohne _WEA in etwa gleich blieb (Zitat 2). Der Rückgang ​des Bruterfolgs an den _WEA beruht vor allem auf dem Verlassen von Brutterritorien,​ was durch kollisionsbedingten Verlust des Paarpartners,​ durch Vertreibungswirkung aufgrund des Betriebs ​der _WEA und/oder durch unmittelbare Zerstörung ​des Brutplatzes durch Fundamente+Die Methodik und Auswertung der Schlagopfererfassungen war unzureichend,​ weil die Erfassungsmethode uneinheitlich war (zu Fuß oder mit Fahrzeug) und die Erfassungszeiten zum Teil zu kurz waren (ein Jahr reicht bei weitem nichtund weil die Abtragerate durch Aasfresser und die Erfassungseffizienz ​(auch in Abhängigkeit von Beobachter und Substratnicht ermittelt und in den Auswertungen als Korrekturfaktoren berücksichtigt ​wurden
 + 
 +Die Autoren schlussfolgern,​ dass mit einer Ausweitung der Vorab-Erfassungen von Vögeln, ​vor allem in Hinblick auf einzelne potenzielle _WEA-Standorte ​und ihre Topographie,​ die Vorhersagegüte und somit die Windkraftplanung sich verbessern ließe. Dieses Resümee überzeugt angesichts ​der vielen methodischen Unzulänglichkeiten nicht, die bestehen bleiben würden. Auch ist anzuzweifeln,​ dass normalerweise ausreichend Mittel ​und Zeit zur Verfügung stehen würden, um solche methodisch ausgereiften und umfangreichen Untersuchungen im Vorfeld von Windstandort-Suchverfahren durchzuführen 
 + 
 +Vielversprechender sind umfassende Auswertungen von Schlagopfern, ​wie die unter den Zitaten 1 und 2 genannten und die von Martina Carrete ​et al. 2009 und 2012 publizierten zu Schmutz- und Gänsegeiern (vollständige ​Zitate ​im Eulen-Rundblick Nr. 62: 97). Das  Autorenteam erarbeite ein robustes Vorhersagemodell für die ortsspezifische Wahrscheinlichkeit von _WEA-Kollisionen des GänsegeiersAls Eingabegrößen für das Vorhersagemodell sind "​nur"​ nötig: die Fundorte der Kollisionsopfer einer Art, die Entfernung des Fundortes zur nächsten ​_WEA oder Windpark und die Verbreitung ​(z.B. Brut- und Schlafplätze) und Häufigkeit der betreffenden Art((CARRETE MSÁNCHEZ-ZAPATA JABENÍTEZ JR & DONÁZAR JA 2013: Species distribution models and wind farm developments. Biological Conservation 157: 433 )). Die Autoren sehen deshalb in der Anwendung ​des Wissens über Verbreitung und Häufigkeit ​der relevanten kollisionsgefährdeten Vogelarten ​und des international anerkannten Vorsorgeprinzips die beste Richtschnur zur großräumigen Windkraftplanung. Einen ähnlichen Pfad beschreiten die deutschen Vogelwarten mit ihren Abstandsempfehlungen,​ die im Jahr 2007 erstmals publiziert wurden und deren Überarbeitung angekündigt ist((NIPKOW M 2013: Länderarbeitsgemeinschaft der Vogelschutzwarten LAG-VSW. Natur & Landschaft 88 (Sonderausgabe):​ 32 )).
  
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