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8. Jahrestagung der AG Eulen 1992 in Weimar/Thüringen

von Karl Radler

Trotz der ungewohnt kurzfristigen Einladung sowie zahlreicher Terminüberschneidungen waren zur 7. bundesweiten Tagung nach Weimar mehr als hundert Teilnehmer gekommen.

Unsere beiden Gastgeber, vertreten durch Frau STREMKE vom Naturschutzzentrum Weimar/Thürin­gen e.V. und Frau DITTRICH vom Förderkreis „Jugend, Umwelt, Landwirtschaft“ e.V. hatten alle orga­nisatorischen Vorbereitungen getroffen und auch noch Raum gelassen, um das lmprovisationsta­lent und die Solidarität unter den Teilnehmern auf die Probe zu stellen.

Die Eulenenthusiasten stellten ihre Zähigkeit und Hartnäckigkeit bereits bei der Anreise auf der Au­tobahn unter Beweis und die Berichte über die erfolgreiche, nächtliche Ortung unseres Tagungs­einstandes gaben einen guten Einstieg für interessante Gespräche bei dem für die „Freitag-Abend­Runde“ vorbereiteten Imbiß.

Zusammen mit der Enge in den improvisierten Mehrbettzimmern schaffte dies einen guten Nährbo­den, auf dem bei der Vortragstagung am Samstag unter der brillianten Moderation von J. WIESNER und A. HARBOLDT die gute Stimmung bis zum Abend stetig zunahm und bei einem kalten Büfett in vielen kleinen Gesprächsrunden um Mitternacht ausklang.

Der Vortragstag begann mit einem durch eine kurze Diaschau eingeleiteten Referat, mit dem 0. SCHWERDTFEGER aus seinen langjährigen, systematischen Untersuchungen seine Erkenntnisse zu Dy­namik von Bruterfolg, Sterblichkeit, Zu- und Abwanderung beim Rauhfußkauz und deren Abhängig­keit von der Umwelt wunderschön zusammenfaßte.

M. STUBBE gab anschließend einen Einblick in die Ziele und Methoden des von ihm an der Uni Halle organisierten europaweiten Monitorings von Eulen und Greifvögeln und warb um weitere Unterstüt­zung.

Zu einer angeregten Diskussion gab der Beitrag von A. KÄMPFER-LAUENSTEIN und W. LEDERER Anlaß, in dem die Dokumentation der 18-jährigen Bestandsdynamik einer Steinkauzpopulation vorgestellt wurde. Denn es galt einen zunehmenden Bestand bei gleichzeitiger Abnahme der geeigneten, aber unbesetzten Reviere zu beurteilen.

H. ILLNER berichtete zum einen über den Einfluß der winterlichen Schneetage auf die Gelegegröße und Populationsdichte beim Steinkauz und anschließend von seinen Fütterungsversuchen.

K. RADLER demonstrierte anhand brutbiologischer Daten von G. KNÖTZSCH, wie sich beim Steinkauz das Alter und die Unterschiede einzelner Brutjahre auf die Gelegegröße sowie die Anzahl Nestlinge und ausgeflogener Jungkäuze auswirken.

L. BÜNGER gab uns einen ebenso interessanten wie hilfreichen Überblick über Ziele, Vorgehenswei­se und bisher Erreichtes beim Obstwiesenprojekt Nordrhein-Westfalen.

Den Anteil der Wirbellosen in der Nahrung des Steinkauzes hat W. KUHN im Rahmen einer Diplom­arbeit untersucht und uns das Wichtigste daraus mitgeteilt: Während die von ihm untersuchten Ge­wölle z.B. insgesamt nur 6% Käfer enthielten, bildete diese Beute in der Zeit der Brut, Jungenauf­zucht und der Mauser den größten Teil der Nahrung.

Der von Herrn GRIMM vorgelesene Vortrag von F. ROBILLER stellte kurz das Projekt zur Ansiedlung des Steinkauz am Stadtrand von Weimar vor.

K. BÄUERELEIN gab zunächst einen kurzen Exkurs durch die Geschichte der Radiästhesie bzw. die Me­thoden der Rutengänger und berichtete dann von seinen Untersuchungen zu radiästhetischen Einflüssen bei der Brutplatzwahl von Eulen.

J. WIESNER erläuterte seine bisher einmalige Beobachtung eines Sperlingskauzweibchens, das ein anderes Weibchen und dessen Junges fütterte.

O. DIEHL demonstrierte anhand von Tonbandaufzeichnungen das Drohrauschen bzw. Zischen jun­ger Schleieulen und diskutierte dessen Ursachen bzw. Bedeutung.

TH. BRANDT berichtete von seinen telemetrischen Untersuchungen der Lebensraumnutzung von Schleiereulen, die u.a. ergab, daß im Mittel der Aktionsradius einer Eule in der Brutzeit fast 4 km2 und außerhalb der Brutzeit gut 3 km2 beträgt, aber eine andere Fläche umfaßte.

J. van VEEN zeigt am Abend außergewöhnliche und sehr beeindruckende Videoaufnahmen vom Brutverhalten des Waldkauzes zwischen der Vorbereitung der Nistmulde und dem Ausfliegen der Jungkäuze, wobei u.a. das sehr aggressive Verhalten des Weibchens gegen das Männchen über­raschte.

Auf sehr reges Interesse sind die - auf dieser Tagung erstmalig angebotenen - Exkursionen am Sonntagvormittag gestoßen, die zu Streuobstwiesen(-projekten), Brutbiotopen des Uhus und zu ei­nem Wiederansiedlungsprojekt führten. Der Arbeitskreis „Methoden und Projekte“ diskutierte in die­ser Zeit Fragen der Bestandserfassung und der Dokumentation von Beobachtungsdaten und er machte sich Gedanken darüber, in welcher Form man jüngste Erkenntnisse zu Biologie und Schutz unserer Eulen zusammenfassen und allen Mitglieder zur Verfügung stellen könnte.

Nach einem weiteren, guten Mittagessen in der Kantine des Gastgebers stand vielen von uns noch die beschwerliche Reise auf überlasteten Autobahnen bzw. In überfüllten Zügen bevor. Aber die vielen neuen Eindrücke, die die meisten von uns im Gepäck hatten, aber noch mehr vermutlich eine interessante Fahrgemeinschaft machten diesen lästigen Teil einer Tagung erträglicher.

Der AG-Leiter und Veranstalter dieser 7. bundesweiten Tagung möchte abschließend nochmal allen Rednern und Exkursionsleitern für ihr Engagement und allen, die an der örtlichen und technischen Organisatoren der Tagung, Exkursionen und Arbeitskreise beteiligt waren, für den reibungslosen Ablauf danken.

Quelle: 1993 Eulen-Rundblick 39: 19-20

ag_eulen/tagungen/1992_weimar.txt · Zuletzt geändert: 2020/05/10 00:53 (Externe Bearbeitung)