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euleninfos:eulenarten:habichtskauz

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euleninfos:eulenarten:habichtskauz [2021/12/06 21:02]
ppeterman [Fortpflanzung]
euleninfos:eulenarten:habichtskauz [2021/12/07 19:57] (aktuell)
frenzel
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 ====== Habichtskauz ====== ====== Habichtskauz ======
  
-//Strix uralensis +//Strix uralensis//
-//+
  
 Text von Karl-Heinz Graef \\ Überarbeitung und Aktualisierung Dr. Wolfgang Scherzinger,​ Dez. 2021 Text von Karl-Heinz Graef \\ Überarbeitung und Aktualisierung Dr. Wolfgang Scherzinger,​ Dez. 2021
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 Der Habichtskauz erscheint dem nah verwandten Waldkauz zwar ähnlich, erreicht mit 54-61 cm aber fast die doppelte Größe. Mit rund 1 kg Gewicht sind die Weibchen deutlich schwerer als die Männchen (0,7 kg). Im kugelig-runden Kopf ist der flache Gesichtsschleier mit feiner radialer Strichelung deutlich ausgeprägt. Die schwarzbraunen mandelförmigen Augen erscheinen relativ klein. Der Schnabel ist horngelb (selten orange-gelb). Bei dem Körpergefieder ist die kontrastreich gefleckte bis längs gestreifte Gefiederzeichnung auf hellem Grund typisch, wobei regional sehr unterschiedliche Farbphasen vorkommen (von weißlichem Hellgrau bis sattem Schokobraun,​ sogenannte „Mohren“). Im Gegensatz zum kräftigen Fleckenmuster am Rücken, zeigt das Gefieder an Brust und Bauch derbe Längsstreifen (ohne Querzeichnung - im Unterschied zum Waldkauz. Dieses einem jungen Habicht ähnelnde Streifenmuster war im Deutschen Namen-gebend für die große Waldeule; die Bezeichnung „//​Slagugglan//​“ in Skandinavien weist hingegen auf die hohe Angriffsbereitschaft der aggressiven Käuze am Brutplatz hin). Im Flugbild ist neben den breiten Flügeln besonders der lange, keilförmige Schwanz kennzeichnend,​ beides Voraussetzung für einen kraftvollen und wendigen Flug eines Waldbewohners. Der Habichtskauz erscheint dem nah verwandten Waldkauz zwar ähnlich, erreicht mit 54-61 cm aber fast die doppelte Größe. Mit rund 1 kg Gewicht sind die Weibchen deutlich schwerer als die Männchen (0,7 kg). Im kugelig-runden Kopf ist der flache Gesichtsschleier mit feiner radialer Strichelung deutlich ausgeprägt. Die schwarzbraunen mandelförmigen Augen erscheinen relativ klein. Der Schnabel ist horngelb (selten orange-gelb). Bei dem Körpergefieder ist die kontrastreich gefleckte bis längs gestreifte Gefiederzeichnung auf hellem Grund typisch, wobei regional sehr unterschiedliche Farbphasen vorkommen (von weißlichem Hellgrau bis sattem Schokobraun,​ sogenannte „Mohren“). Im Gegensatz zum kräftigen Fleckenmuster am Rücken, zeigt das Gefieder an Brust und Bauch derbe Längsstreifen (ohne Querzeichnung - im Unterschied zum Waldkauz. Dieses einem jungen Habicht ähnelnde Streifenmuster war im Deutschen Namen-gebend für die große Waldeule; die Bezeichnung „//​Slagugglan//​“ in Skandinavien weist hingegen auf die hohe Angriffsbereitschaft der aggressiven Käuze am Brutplatz hin). Im Flugbild ist neben den breiten Flügeln besonders der lange, keilförmige Schwanz kennzeichnend,​ beides Voraussetzung für einen kraftvollen und wendigen Flug eines Waldbewohners.
  
-===== Fortpflanzung ===== 
  
 +===== Lebensraum =====
  
-@bild(right,​ "​(:​euleninfos:​eulenarten:​d5182c17d1.jpg,​ Habichtskauz (Jungvögel im Baum <​br/>​sitzend\\))"​)@ 
  
-Habichtskäuze sind weitgehend ortstreu und bilden monogame Paare mit ausgeprägter Partnertreue. Die territoriale Balz hat ihren Höhepunkt bereits im Herbst und ist mit ReviergesangBellen und schrillen Schreien besonders lautstark. Die Frühjahrsbalz setzt bei ruhigem Wetter schon im Januar-Februar ​ein und ist durch aggressive Konflikte zwischen ​den Paarpartnern gekennzeichnetspeziell bei Neu-VerpaarungenNestzeigenMuldenscharren und Beuteübergaben leiten das Brutgeschäft ein.+Im Hauptverbreitungsgebiet des nördlichen Eurasien besiedelt der Habichtskauz vorwiegend alteweitläufige Nadelwälder,​ doch ist die Art in Mittelund Südeuropa eher ein Bewohner alter Laub- und Mischwälder. Hier kann die Art von den Niederungen bis zum Bergwald der Montanstufe angetroffen werden. Bevorzugt werden Altbestände mit durchbrochenem Kronendach und eingesprengten Lückenauch Sturmwurfflächen oder Kahlschlägen,​ soweit eine höhere Dichte an Kleinsäugern geboten istTypischerweise brüten Habichtskäuze in großen Baumhöhlendoch besetzen sie auch alte Greifvogelhorste,​ gelegentlich Brut auf Bruchflächen starker Baumstümpfe. Bei Mangel an natürlichen Brutplätzen nimmt der Kauz große Nistkästen problemlos an.
  
-Je nach Region und Witterung beginnt das Weibchen Ende Februar (z. B. Slowakei und Slowenien) bzw. Anfang März bis Mitte April mit der Eiablage (z. B. Fennoskandien). In zwei bis drei Tagesabständen wird das Gelege aus 3-4 weißen Eiern (maximal 6-8) vervollständigt. Bei einer Bebrütungsdauer von 28 Tagen setzt das Weibchen ab dem erst-gelegten Ei mit der Bebrütung ein. Die Jungvögel werden bis zum 10. Lebenstag intensiv gehudert, später hält das Weibchen in Nestnähe „Wache“ und attackiert Brutstörer mit großer Vehemenz. Im Alter von 28-35 Tagen verlassen die noch flugunfähigen Jungeulen den Brutplatz, landen dabei meist auf dem Waldboden und klettern dann kraftvoll in sichere Baumhöhen. Nur ein bis zwei Wochen später gelingen den Ästlingen erste Flugversuche. Ab dem Alter von 90 Tagen können sie sicher fliegen und Beute schlagen; bald darauf kommt es zur Familienauflösung.+===== Nahrung =====
  
  
-===== Lebensraum =====+Die sehr kräftige und robuste Eule schlägt Beutetiere bis zur Größe von Krähen, Waldkäuzen oder Eichhörnchen,​ doch bilden Kleinsäuger zu allen Jahreszeiten den Hauptteil der Nahrung (etwa 85%). Zur Brutzeit machen allein Erdmäuse, Rötelmäuse und Schermäuse an die 75 % der Beute aus. In den Laubwäldern des Westbalkans bringen die Käuze vor allem Siebenschläfer ans Nest. Zur Beuteliste zählen regelmäßig auch Käfer, Frösche, Eidechsen und Vögel, gelegentlich sogar Fische. Außerhalb der Brutzeit ist der Anteil an Spitzmäusen und Maulwürfen oft noch erheblich höher. Im Winter können Mäuse noch unter einer 20-30 cm hohen Schneedecke gegriffen werden.
  
 +===== Fortpflanzung =====
  
-Der Habichtskauz bewohnt sowohl Laub- und Mischwälder als auch reine Nadelwälder mit altem höhlenreichen Baumbestand. Je nach geografischer Region scheint er jedoch dann einen bestimmten Waldtyp zu bevorzugen. So sind es in Skandinavien Nadelwälder,​ im Balkan hauptsächlich Buchenwälder. Er brütet in großen Baumhöhlen oder in alten Greifvogelhorsten aber auch auf den Stämmen abgebrochener Bäume. Hierbei scheinen sonnige Hanglagen bevorzugt zu werden mit angrenzenden offenen Freiflächen zum Jagen. 
  
-===== Nahrung =====+@bild(right,​ "​(:​euleninfos:​eulenarten:​d5182c17d1.jpg,​ Habichtskauz (Jungvögel im Baum <​br/>​sitzend\\))"​)@ 
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 +Habichtskäuze sind weitgehend ortstreu und bilden monogame Paare mit ausgeprägter Partnertreue. Die territoriale Balz hat ihren Höhepunkt bereits im Herbst und ist mit Reviergesang,​ Bellen und schrillen Schreien besonders lautstark. Die Frühjahrsbalz setzt bei ruhigem Wetter schon im Januar-Februar ein und ist durch aggressive Konflikte zwischen den Paarpartnern gekennzeichnet,​ speziell bei Neu-Verpaarungen. Nestzeigen, Muldenscharren und Beuteübergaben leiten das Brutgeschäft ein. 
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 +Je nach Region und Witterung beginnt das Weibchen Ende Februar (z. B. Slowakei und Slowenien) bzw. Anfang März bis Mitte April mit der Eiablage (z. B. Fennoskandien). In zwei bis drei Tagesabständen wird das Gelege aus 3-4 weißen Eiern (maximal 6-8) vervollständigt. Bei einer Bebrütungsdauer von 28 Tagen setzt das Weibchen ab dem erst-gelegten Ei mit der Bebrütung ein. Die Jungvögel werden bis zum 10. Lebenstag intensiv gehudert, später hält das Weibchen in Nestnähe „Wache“ und attackiert Brutstörer mit großer Vehemenz. Im Alter von 28-35 Tagen verlassen die noch flugunfähigen Jungeulen den Brutplatz, landen dabei meist auf dem Waldboden und klettern dann kraftvoll in sichere Baumhöhen. Nur ein bis zwei Wochen später gelingen den Ästlingen erste Flugversuche. Ab dem Alter von 90 Tagen können sie sicher fliegen und Beute schlagen; bald darauf kommt es zur Familienauflösung.
  
 +===== Bestandsentwicklung und Gefährdung =====
  
-Hauptbeutetiere des Habichtskauzes sind Kleinsäuger und hier hauptsächlich Mäuse und Spitzmäuse die etwa 85% der Nahrung ausmachen. Erdmäuse, Rötelmäuse und Schermäuse machen alleine etwa 75% aus. Es werden aber auch Vögel, Frösche, Eidechsen, gelegentlich sogar Fische und auch regelmäßig Käfer erbeutet. Im Wintern können Mäuse auch noch unter 20-30 cm hohem Schnee gegriffen werden. Außerhalb der Brutzeit ist der Anteil an Spitzmäusen erheblich höher. 
  
-===== Gefährdung =====+Der Europäische Habichtskauz-Bestand wird auf 50.000-143.000 Brutpaare geschätzt. Die stabilsten Bestände finden sich in Skandinavien und Finnland sowie dem Europ. Russland. Das mehr/minder isolierte Vorkommen in Mittel- und Osteuropa, das über Westbalkan und Karpaten bis zum Balkangebirge reicht, umfasst etwa 10.500-19.400 Paare. Damit gilt der Habichtskauz als „nicht gefährdet“,​ zumal eine leichte Ausbreitung gegen Westen zu beobachten ist.
  
 +Wenn Habichtskäuze mitunter auch von Uhu oder Steinadler geschlagen werden, und Jungtiere oftmals Mardern, Kolkraben oder Wildschweinen zum Opfer fallen, so gehen die meisten Verluste doch auf Kollisionen im Straßenverkehr zurück. Weiters bilden Forstzäune ein unterschätztes Risiko, zumal die Käuze bei der Jagd offene Flächen meist tief fliegend überqueren,​ dabei gegen das Gitter prallen und mitunter schwer verletzen. Gravierender scheint aber ein unzureichendes Brutplatzangebot zu sein, zumal durch Verlust an höhlenreichen Uraltbäumen infolge intensiver Waldbewirtschaftung,​ wie auch durch einen Rückgang an großen Greifvögeln – als wichtige Horstbauer.
  
-Der Habichtskauz ist bei uns in Mitteleuropa besonders stark durch den dichten Straßenverkehr gefährdet. Bedauernswerte Verluste gibt es auch immer wieder an Forstzäunen in denen sich die bei der Jagd tief über den offenen Flächen fliegenden Käuze verfangen und dort jämmerlich verenden oder schwer verletzen. Durch die intensive Waldwirtschaft ist der Baumbestand oft so jung, dass höhlenreiche Altbäume oder Baumstümpfe völlig fehlen und auch alte große Greifvogelhorste nicht vorhanden sind. 
  
 ===== Schutzmaßnahmen ===== ===== Schutzmaßnahmen =====
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 @bild(left, "​(:​euleninfos:​eulenarten:​d259eeaf9b.jpg,​ Habichtskauz in Nistbox)"​)@ @bild(left, "​(:​euleninfos:​eulenarten:​d259eeaf9b.jpg,​ Habichtskauz in Nistbox)"​)@
  
-Es sollte auf jedenfall versucht werden höhlenreiche ​Altholzbestände ​und ganz besonders bekannte ​Brutbäume ​zu erhalten ​und zu schützenMit geeigneten ​Nistkästen ​in ausreichender ​Größe ​kann dem Magel an Nistmöglichkeiten entgegengewirkt ​werden. ​Diese werden sehr gerne angenommen und gebietsweise wie z.B. in Fennoskandien ​und in Rußland konnte der Bestand stabilisiert ​oder sogar gesteigert werden.+Als primäre Maßnahme zur Bestandssicherung ist wohl der Erhalt höhlenreicher ​Altholzbestände ​zu nennen, wobei bereits der Schutz individueller ​Brutbäume ​sehr effektiv sein kann, da für Habichtskäuze im Allgemeinen eine hohe Brutplatztreue gilt. Zur Bestandssicherung zählt auch die Ruhigstellung des Brutplatzes während der Brut- und AufzuchtszeitEin Mangel an Baumhöhlen,​ Großhorsten oder starken Baumstümpfen kann - als Überganslösung - durch ein Angebot von Nistkästen ​geeigneter ​Größe ​ausreichend kompensiert ​werden. ​Entsprechende Erfahrungen liegen ​z. B. aus Österreich, ​Fennoskandien oder Weißrussland vor.
  
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euleninfos/eulenarten/habichtskauz.1638820929.txt.gz · Zuletzt geändert: 2021/12/06 21:02 von ppeterman