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euleninfos:eulenarten:schleiereule

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euleninfos:eulenarten:schleiereule [2021/12/06 20:33]
ppeterman [Fortpflanzung]
euleninfos:eulenarten:schleiereule [2021/12/06 21:53] (aktuell)
ppeterman
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 Die Schleiereule ist durch ihren meist hellen, herzförmigen Gesichtsschleier unverwechselbar;​ diesem verdankt sie letztlich ihren deutschen Namen. Im Unterschied zu den meisten Eulenarten sind die Augen der Schleiereule eher klein, leicht schräg gestellt und von dunklem Schwarzbraun. Mit ca. 34 cm entspricht die Schleiereule etwa der Größe einer Haustaube; Gewicht im Mittel 315-340g. Die Gefiederfärbung der Oberseite ist grau mit vielen kleinen schwarz-weißen Tropfenflecken,​ die der Unterseite rein-weiß bis gelbbraun mit kleinen, dunkelbraunen Tüpfeln, deren Anzahl und Dichte individuell stark variieren. Die Beine sind im unteren Bereich nur mit borstenartigen Federn bedeckt. Bei einer Flügelspannweite von ca. 90-98 cm fällt die helle Unterseite im Flug besonders auf. Junge Schleiereulen tragen ein weißes, flauschig-dichtes Dunenkleid, unter dem sich das Jugendkleid entwickelt, und im Alter von 6-8 Wochen schrittweise freilegt wird. Die Schleiereule ist durch ihren meist hellen, herzförmigen Gesichtsschleier unverwechselbar;​ diesem verdankt sie letztlich ihren deutschen Namen. Im Unterschied zu den meisten Eulenarten sind die Augen der Schleiereule eher klein, leicht schräg gestellt und von dunklem Schwarzbraun. Mit ca. 34 cm entspricht die Schleiereule etwa der Größe einer Haustaube; Gewicht im Mittel 315-340g. Die Gefiederfärbung der Oberseite ist grau mit vielen kleinen schwarz-weißen Tropfenflecken,​ die der Unterseite rein-weiß bis gelbbraun mit kleinen, dunkelbraunen Tüpfeln, deren Anzahl und Dichte individuell stark variieren. Die Beine sind im unteren Bereich nur mit borstenartigen Federn bedeckt. Bei einer Flügelspannweite von ca. 90-98 cm fällt die helle Unterseite im Flug besonders auf. Junge Schleiereulen tragen ein weißes, flauschig-dichtes Dunenkleid, unter dem sich das Jugendkleid entwickelt, und im Alter von 6-8 Wochen schrittweise freilegt wird.
  
-===== Fortpflanzung ​=====+===== Lebensraum ​=====
  
-@bild(right, "​(:​euleninfos:​eulenarten:​1df75012f1.jpg, Frisch geschlüpfte Schleiereulenküken), (:​euleninfos:​eulenarten:​77c7e71ec4.jpgSchleiereule beim Füttern ihrer Jungen)"​)@+@bild(left, "​(:​euleninfos:​eulenarten:​14cff45dd1.jpg)")@ 
 +In Mitteleuropa ist die Schleiereule ausgeprägter Kulturfolger;​ bevorzugt entsprechend offene Kulturlandschaften der Niederungen mit dörflichen Strukturen. In waldarmen Mittelgebirgsregionen kann sie bis zu einer Seehöhe von 800 m vorkommenfehlt in der Regel in höheren Regionen aber ganzAls Brut- und Ruheplatz nutzt sie ungestörte Ecken in Gebäuden, wie Kirchtürmen und Scheunenauch geräumige Taubenschläge auf Bauernhöfen. Dabei scheint ein freier An- und Abflug ausschlaggebend. Zur Jagd sucht sie offenes Gelände mit hohem Grünlandanteil auf, aber auch Feldwege, Gräben und Feldraine mit ausreichend Ansitzmöglichkeiten,​ seltener Wald- und Heckenränder.
  
-In enger Abhängigkeit zum jeweiligen Beuteangebot beginnt die Balz bereits im Februar. Sie wird typischerweise von heiser sirrenden bis kreischend-rauschenden Gesängen begleitet; auch aggressive Verfolgungsflüge. Diese Phase der „Territorialen Balz“ geht fließend in die „Intim- oder Partner-Balz“ über, die dann bis Mitte April oder noch länger andauert. In der Regel monogame Paarbildung,​ jedoch Partnerwechsel im Zusammenhang mit Zweitbruten in besonders profitablen „Mäusejahren“ möglich. ​+===== Nahrung =====
  
-Von Anfang April bis Mitte Mai legt das Weibchen (in meist zweitägigem Abstand) 4-7 weiße Eier (in „Mäusejahren“ bis zu 12, maximal 15 Eier)Nur das Weibchen brütet; Bebrütung ab dem erst- oder zweit-gelegten Ei; Dauer etwa 30-34 TageEntsprechend ​der Schlupffolge im 1-2 Tage-Abstand kommt es innerhalb der Nestgeschwister zu Altersunterschieden von bis zu drei WochenDie Nestlingszeit ist deutlich länger als bei den „echten Eulen“ und beträgt wenigstens 40-45 Tagewobei die noch flugunfähigen Jungeulen das nähere Umfeld springend und kletternd erkunden ​und noch für Wochen im Gebälk oder Mauerwerk herumsitzenIm Alter von rund 3 Monaten ​sind junge Schleiereulen voll flugtüchtig ​und werden zunehmend selbständigBei ausreichender Nahrung und guter Witterung finden auch Zweitbruten statt (mit oder ohne Partnerwechsel)die sich dann bis Ende November ziehen können. Vereinzelt wurden sogar Drittbruten bestätigt.+Typischerweise schwerelos-schaukelnder Pirschflug ​in geringer HöheExakte Beutelokalisation dank eines hoch spezialisierten Gehörs auch bei völliger Dunkelheit möglichIn der Beuteliste dominieren Kleinsäuger,​ allen voran die Feldmaus, die bei Gradationen ​bis zu 95% der Beute ausmachen kannIm Vergleich zu anderen Eulenarten auch häufiger Spitzmäuse;​ KleinvögelAmphibien ​und Fledermäuse hingegen eher seltenAls größte Beuteobjekte ​sind Feldhamster, ​und Ratten nachgewiesenBeute-Überschuss wird am Brutplatz deponiert. Schleiereulen-Gewölle sind durch einen lackartigenschwarzen Schleimüberzug meist gut von Gewöllen anderer Eulen unterscheidbar.
  
 +===== Fortpflanzung =====
  
-===== Lebensraum =====+@bild(right,​ "​(:​euleninfos:​eulenarten:​1df75012f1.jpg,​ Frisch geschlüpfte Schleiereulenküken),​ (:​euleninfos:​eulenarten:​77c7e71ec4.jpg,​ Schleiereule beim Füttern ihrer Jungen)"​)@
  
-@bild(left, "​(:​euleninfos:​eulenarten:​14cff45dd1.jpg)"​)@ +In enger Abhängigkeit zum jeweiligen Beuteangebot beginnt die Balz bereits im Februar. Sie wird typischerweise von heiser sirrenden bis kreischend-rauschenden Gesängen begleitet; auch aggressive VerfolgungsflügeDiese Phase der „Territorialen Balz“ geht fließend in die „Intimoder Partner-Balz“ überdie dann bis Mitte April oder noch länger andauert. In der Regel monogame Paarbildung,​ jedoch Partnerwechsel im Zusammenhang mit Zweitbruten ​in besonders profitablen „Mäusejahren“ möglich
-Die Schleiereule ist ein Kulturfolger und bevorzugt bei uns in Mitteleuropa offene Kulturlandschaften des Tieflandes mit dörflichen Strukturen. Sie hat sich eng an menschliche Siedlungen angeschlossen und nutzt als Gebäudebrüter Kirchtürme,​ Burgen und Schlösser sowie Scheunen und alte Taubenschläge auf Bauernhöfen als Brutund RuheplätzeAuf freien Anund Abflug legt  +
-sie dabei offensichtlich sehr großen Wert. Als Jagdgebiet braucht sie offenes Gelände mit hohem Grünlandanteil aber auch Feldwege, sowie Waldund HeckenränderGräben und Feldraine mit ausreichend Ansitzmöglichkeiten. In waldarmen Mittelgebirgsregionen kommt sie in einer Höhe bis max. 800 m vor und in höheren Regionen fehlt sie ganz.+
  
-===== Nahrung ​=====+Von Anfang April bis Mitte Mai legt das Weibchen (in meist zweitägigem Abstand) 4-7 weiße Eier (in „Mäusejahren“ bis zu 12, maximal 15 Eier). Nur das Weibchen brütet; Bebrütung ab dem erst- oder zweit-gelegten Ei; Dauer etwa 30-34 Tage. Entsprechend der Schlupffolge im 1-2 Tage-Abstand kommt es innerhalb der Nestgeschwister zu Altersunterschieden von bis zu drei Wochen. Die Nestlingszeit ist deutlich länger als bei den „echten Eulen“ und beträgt wenigstens 40-45 Tage, wobei die noch flugunfähigen Jungeulen das nähere Umfeld springend und kletternd erkunden und noch für Wochen im Gebälk oder Mauerwerk herumsitzen. Im Alter von rund 3 Monaten sind junge Schleiereulen voll flugtüchtig und werden zunehmend selbständig. Bei ausreichender ​Nahrung ​und guter Witterung finden auch Zweitbruten statt (mit oder ohne Partnerwechsel),​ die sich dann bis Ende November ziehen können. Vereinzelt wurden sogar Drittbruten bestätigt.
  
-Hauptnahrungstiere sind Kleinsäuger,​ allen voran die Feldmaus, die bei Gradationen bis zu 95% der Beute ausmachen kann. Im Vergleich zu anderen Eulenarten ist bemerkenswert,​ dass auch Spitzmäuse häufig erbeutet werden. Kleinvögel,​ Ampibien und Fledermäuse werden dagegen eher selten erbeutet. Bei Beute-Überschuss wird am Brutplatz ein Depot angelegt, wo gelegentlich mehrere Dutzend Mäuse gestapelt werden. 
  
-===== Gefährdung =====+===== Bestandsentwicklung und Gefährdung =====
  
 @bild(right,​ "​(:​euleninfos:​eulenarten:​f3e1971e9a.jpg,​ Schleiereule als Verkehrsopfer)"​)@ @bild(right,​ "​(:​euleninfos:​eulenarten:​f3e1971e9a.jpg,​ Schleiereule als Verkehrsopfer)"​)@
  
-Durch die Intensivierung der Landwirtschaft ​werden die Flächen für den Nahrungserwerb ständig verkleinert ​und durch die Flurbereinigung werden wichtige Saumbiotope vernichtetBei der Renovierung von Kirchen ​und Schlössern sind die Einflugöffnungen vergittert ​worden um verwilderte Haustauben auszusperren. Leider wurden den Schleiereulen so auch ihre alten Brutplätze genommen. Auch die Modernisierung von alten Gehöften und Scheunen ​führte zu BrutplatzverlustenEs gibt sehr viele Verluste ​an StraßenBahnstrecken ​und Stromleitungen ​durch Kollision und in schneereichen Wintern verhungern ​sehr viele Schleiereulen. Mäuse- und Rattenvergiftungen sind auch heutzutage immer noch eine nicht zu unterschätzende Gefahr.+Schleiereulen galten lange Zeit als häufig und weit verbreitet. Auch wenn die Bestandsschätzung für Europa mit 111.000-230.000 Paaren (Deutschland 16.500-29.000 Paare; Bezugsjahr 2009) noch keine Gefährdung erkennen lassen, so war regional doch ein Bestandeseinbruch - bis an den Rand örtlichen Aussterbens – zu beklagen. Der negative Trend wurde im Wesentlichen durch eine landschaftsweite ​Intensivierung der Landwirtschaft ​ausgelöst. Mit ihr kam es nicht nur zur Vergrößerung strukturarmer Felder, sondern auch zur Beseitigung wichtiger Saumbiotope,​ zum Umbruch von extensivem Grünland ​und Aufgabe von Brachflächen. Jagdgebiete wurden infolge erheblich verkleinert,​ wenn nicht durch Überdüngung (und nachfolgend zu dichtem Bewuchs) ungeeignetGleichzeitig wurden zur Abwehr verwilderter Haustauben ​und Dohlen ​die Einflugöffnungen ​an Kirchtürmen und Schlössern systematisch ​vergittert, damit aber auch die Eulen ausgesperrt. Auch brachte ​die Modernisierung von alten Gehöften und Scheunen ​einen erheblichen BrutplatzverlustDa Verluste ​unter den Eulen durch Mäuse- und RattengiftKollisionen im Strassen- ​und Bahnverkehr sowie Stromleitungen ​erheblich sein können, viele Eulen noch dazu in schneereichen Wintern verhungern, konnten witterungsbedingte Bestandsschwankungen oft nicht mehr ausgeglichen werden.
  
 ===== Schutzmaßnahmen ===== ===== Schutzmaßnahmen =====
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 @bild(left, "​(:​euleninfos:​eulenarten:​eb6ff1ac14.jpg,​ Nistkasten in einer Scheune)"​)@ @bild(left, "​(:​euleninfos:​eulenarten:​eb6ff1ac14.jpg,​ Nistkasten in einer Scheune)"​)@
  
-Die Verbesserung ​des Lebensraums durch die Anlage von Hecken und Ackerrandstreifensowie die Förderung ​der Weidevieh- ​statt der Stallhaltung ​sind sehr wichtig, da auf kurzrasigen Flächen ​der Beuteerwerb einfacher ​und erfolgreicher ist. Einflugöffnungen ​in Kirchen und Scheunen ​sollen erhalten oder wieder geschaffen werdenBesonders im Winter sind Scheunen oft über lange Zeit die einzigen schneefreien Flächen, auf denen die Schleiereulen noch erfolgreich auf Mäusejagd ​gehen könnenMit speziellengroßvolumigen ​Nistkästen (mindestens ​100x50x50 ​cm) kann das Nistplatzangebot erweitert werden. Diese Nistkästen werden sehr gerne angenommen. Oberste Priorität sollte jedoch der Erhalt und die Förderung der natürlichen Brutnischen in Gebäuden ​sein.+Zur Verbesserung ​der Jagdgebiete haben sich die Anlage von Hecken und Ackerrandstreifen sowie die Förderung ​von Weidebetrieb (statt Stallhaltung) bewährt, da der Beuteerwerb ​auf kurzrasigen Flächen ​zeitsparend ​und erfolgreicher ist. Empfohlen wird auch die Öffnung von Einfluglöchern ​in Kirchen und Scheunen, ohne damit den Tauben Zutritt zu ermöglichenGerade ​Scheunen ​bieten in harten Wintern ​oft die letzte Möglichkeit für die Mäusejagd. ​Wenn auch Erhalt und Gestaltung traditioneller Brutnischen in Gebäuden nachhaltig zu fördern ist, so hat sich zur Sicherung eines günstigen Nistplatzangebots das Angebot speziellergroßvolumiger ​Nistkästen (mindestens ​100 x 50 x 50 cm)die innerhalb von Gebäuden ​angebracht oder auf speziellen Masten in der Feldflur montiert werden, vielfach bewährt.
  
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