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Schleiereule

Tyto alba

Text von Karl-Heinz Graef
Überarbeitung und Aktualisierung Dr. Wolfgang Scherzinger, Dez. 2021

Merkmale



Die Schleiereule ist durch ihren meist hellen, herzförmigen Gesichtsschleier unverwechselbar; diesem verdankt sie letztlich ihren deutschen Namen. Im Unterschied zu den meisten Eulenarten sind die Augen der Schleiereule eher klein, leicht schräg gestellt und von dunklem Schwarzbraun. Mit ca. 34 cm entspricht die Schleiereule etwa der Größe einer Haustaube; Gewicht im Mittel 315-340g. Die Gefiederfärbung der Oberseite ist grau mit vielen kleinen schwarz-weißen Tropfenflecken, die der Unterseite rein-weiß bis gelbbraun mit kleinen, dunkelbraunen Tüpfeln, deren Anzahl und Dichte individuell stark variieren. Die Beine sind im unteren Bereich nur mit borstenartigen Federn bedeckt. Bei einer Flügelspannweite von ca. 90-98 cm fällt die helle Unterseite im Flug besonders auf. Junge Schleiereulen tragen ein weißes, flauschig-dichtes Dunenkleid, unter dem sich das Jugendkleid entwickelt, und im Alter von 6-8 Wochen schrittweise freilegt wird.

Fortpflanzung

Frisch geschlüpfte Schleiereulenküken
Frisch geschlüpfte Schleiereulenküken
Schleiereule beim Füttern ihrer Jungen
Schleiereule beim Füttern ihrer Jungen

In enger Abhängigkeit zum jeweiligen Beuteangebot beginnt die Balz bereits im Februar. Sie wird typischerweise von heiser sirrenden bis kreischend-rauschenden Gesängen begleitet; auch aggressive Verfolgungsflüge. Diese Phase der „Territorialen Balz“ geht fließend in die „Intim- oder Partner-Balz“ über, die dann bis Mitte April oder noch länger andauert. In der Regel monogame Paarbildung, jedoch Partnerwechsel im Zusammenhang mit Zweitbruten in besonders profitablen „Mäusejahren“ möglich.

Von Anfang April bis Mitte Mai legt das Weibchen (in meist zweitägigem Abstand) 4-7 weiße Eier (in „Mäusejahren“ bis zu 12, maximal 15 Eier). Nur das Weibchen brütet; Bebrütung ab dem erst- oder zweit-gelegten Ei; Dauer etwa 30-34 Tage. Entsprechend der Schlupffolge im 1-2 Tage-Abstand kommt es innerhalb der Nestgeschwister zu Altersunterschieden von bis zu drei Wochen. Die Nestlingszeit ist deutlich länger als bei den „echten Eulen“ und beträgt wenigstens 40-45 Tage, wobei die noch flugunfähigen Jungeulen das nähere Umfeld springend und kletternd erkunden und noch für Wochen im Gebälk oder Mauerwerk herumsitzen. Im Alter von rund 3 Monaten sind junge Schleiereulen voll flugtüchtig und werden zunehmend selbständig. Bei ausreichender Nahrung und guter Witterung finden auch Zweitbruten statt (mit oder ohne Partnerwechsel), die sich dann bis Ende November ziehen können. Vereinzelt wurden sogar Drittbruten bestätigt.

Lebensraum



In Mitteleuropa ist die Schleiereule ausgeprägter Kulturfolger; bevorzugt entsprechend offene Kulturlandschaften der Niederungen mit dörflichen Strukturen. In waldarmen Mittelgebirgsregionen kann sie bis zu einer Seehöhe von 800 m vorkommen, fehlt in der Regel in höheren Regionen aber ganz. Als Brut- und Ruheplatz nutzt sie ungestörte Ecken in Gebäuden, wie Kirchtürmen und Scheunen, auch geräumige Taubenschläge auf Bauernhöfen. Dabei scheint ein freier An- und Abflug ausschlaggebend. Zur Jagd sucht sie offenes Gelände mit hohem Grünlandanteil auf, aber auch Feldwege, Gräben und Feldraine mit ausreichend Ansitzmöglichkeiten, seltener Wald- und Heckenränder.

Nahrung

Hauptnahrungstiere sind Kleinsäuger, allen voran die Feldmaus, die bei Gradationen bis zu 95% der Beute ausmachen kann. Im Vergleich zu anderen Eulenarten ist bemerkenswert, dass auch Spitzmäuse häufig erbeutet werden. Kleinvögel, Ampibien und Fledermäuse werden dagegen eher selten erbeutet. Bei Beute-Überschuss wird am Brutplatz ein Depot angelegt, wo gelegentlich mehrere Dutzend Mäuse gestapelt werden.

Gefährdung

Schleiereule als Verkehrsopfer
Schleiereule als Verkehrsopfer

Durch die Intensivierung der Landwirtschaft werden die Flächen für den Nahrungserwerb ständig verkleinert und durch die Flurbereinigung werden wichtige Saumbiotope vernichtet. Bei der Renovierung von Kirchen und Schlössern sind die Einflugöffnungen vergittert worden um verwilderte Haustauben auszusperren. Leider wurden den Schleiereulen so auch ihre alten Brutplätze genommen. Auch die Modernisierung von alten Gehöften und Scheunen führte zu Brutplatzverlusten. Es gibt sehr viele Verluste an Straßen, Bahnstrecken und Stromleitungen durch Kollision und in schneereichen Wintern verhungern sehr viele Schleiereulen. Mäuse- und Rattenvergiftungen sind auch heutzutage immer noch eine nicht zu unterschätzende Gefahr.

Schutzmaßnahmen

Nistkasten in einer Scheune
Nistkasten in einer Scheune

Die Verbesserung des Lebensraums durch die Anlage von Hecken und Ackerrandstreifen, sowie die Förderung der Weidevieh- statt der Stallhaltung sind sehr wichtig, da auf kurzrasigen Flächen der Beuteerwerb einfacher und erfolgreicher ist. Einflugöffnungen in Kirchen und Scheunen sollen erhalten oder wieder geschaffen werden. Besonders im Winter sind Scheunen oft über lange Zeit die einzigen schneefreien Flächen, auf denen die Schleiereulen noch erfolgreich auf Mäusejagd gehen können. Mit speziellen, großvolumigen Nistkästen (mindestens 100x50x50 cm) kann das Nistplatzangebot erweitert werden. Diese Nistkästen werden sehr gerne angenommen. Oberste Priorität sollte jedoch der Erhalt und die Förderung der natürlichen Brutnischen in Gebäuden sein.






Siehe auch unsere Bauanleitungen für Nisthilfen für die Schleiereule

Artspezialist der AG-Eulen:
Dirk-Peter Meckel
[[peter.mec

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