Dies ist eine alte Version des Dokuments!
Tyto alba
Text von Karl-Heinz Graef
Überarbeitung und Aktualisierung Dr. Wolfgang Scherzinger, Dez. 2021
In enger Abhängigkeit zum jeweiligen Beuteangebot beginnt die Balz bereits im Februar. Sie wird typischerweise von heiser sirrenden bis kreischend-rauschenden Gesängen begleitet; auch aggressive Verfolgungsflüge. Diese Phase der „Territorialen Balz“ geht fließend in die „Intim- oder Partner-Balz“ über, die dann bis Mitte April oder noch länger andauert. In der Regel monogame Paarbildung, jedoch Partnerwechsel im Zusammenhang mit Zweitbruten in besonders profitablen „Mäusejahren“ möglich.
Von Anfang April bis Mitte Mai legt das Weibchen (in meist zweitägigem Abstand) 4-7 weiße Eier (in „Mäusejahren“ bis zu 12, maximal 15 Eier). Nur das Weibchen brütet; Bebrütung ab dem erst- oder zweit-gelegten Ei; Dauer etwa 30-34 Tage. Entsprechend der Schlupffolge im 1-2 Tage-Abstand kommt es innerhalb der Nestgeschwister zu Altersunterschieden von bis zu drei Wochen. Die Nestlingszeit ist deutlich länger als bei den „echten Eulen“ und beträgt wenigstens 40-45 Tage, wobei die noch flugunfähigen Jungeulen das nähere Umfeld springend und kletternd erkunden und noch für Wochen im Gebälk oder Mauerwerk herumsitzen. Im Alter von rund 3 Monaten sind junge Schleiereulen voll flugtüchtig und werden zunehmend selbständig. Bei ausreichender Nahrung und guter Witterung finden auch Zweitbruten statt (mit oder ohne Partnerwechsel), die sich dann bis Ende November ziehen können. Vereinzelt wurden sogar Drittbruten bestätigt.
Hauptnahrungstiere sind Kleinsäuger, allen voran die Feldmaus, die bei Gradationen bis zu 95% der Beute ausmachen kann. Im Vergleich zu anderen Eulenarten ist bemerkenswert, dass auch Spitzmäuse häufig erbeutet werden. Kleinvögel, Ampibien und Fledermäuse werden dagegen eher selten erbeutet. Bei Beute-Überschuss wird am Brutplatz ein Depot angelegt, wo gelegentlich mehrere Dutzend Mäuse gestapelt werden.
Durch die Intensivierung der Landwirtschaft werden die Flächen für den Nahrungserwerb ständig verkleinert und durch die Flurbereinigung werden wichtige Saumbiotope vernichtet. Bei der Renovierung von Kirchen und Schlössern sind die Einflugöffnungen vergittert worden um verwilderte Haustauben auszusperren. Leider wurden den Schleiereulen so auch ihre alten Brutplätze genommen. Auch die Modernisierung von alten Gehöften und Scheunen führte zu Brutplatzverlusten. Es gibt sehr viele Verluste an Straßen, Bahnstrecken und Stromleitungen durch Kollision und in schneereichen Wintern verhungern sehr viele Schleiereulen. Mäuse- und Rattenvergiftungen sind auch heutzutage immer noch eine nicht zu unterschätzende Gefahr.
Die Verbesserung des Lebensraums durch die Anlage von Hecken und Ackerrandstreifen, sowie die Förderung der Weidevieh- statt der Stallhaltung sind sehr wichtig, da auf kurzrasigen Flächen der Beuteerwerb einfacher und erfolgreicher ist. Einflugöffnungen in Kirchen und Scheunen sollen erhalten oder wieder geschaffen werden. Besonders im Winter sind Scheunen oft über lange Zeit die einzigen schneefreien Flächen, auf denen die Schleiereulen noch erfolgreich auf Mäusejagd gehen können. Mit speziellen, großvolumigen Nistkästen (mindestens 100x50x50 cm) kann das Nistplatzangebot erweitert werden. Diese Nistkästen werden sehr gerne angenommen. Oberste Priorität sollte jedoch der Erhalt und die Förderung der natürlichen Brutnischen in Gebäuden sein.
Siehe auch unsere Bauanleitungen für Nisthilfen für die Schleiereule
Artspezialist der AG-Eulen:
Dirk-Peter Meckel
[[peter.mec