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euleninfos:eulenarten:waldohreule

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euleninfos:eulenarten:waldohreule [2014/05/11 20:55]
frenzel
euleninfos:eulenarten:waldohreule [2021/12/06 21:47] (aktuell)
ppeterman [Bestandsentwicklung und Gefährdung]
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 ====== Waldohreule ====== ====== Waldohreule ======
  
-//Asio otus +//Asio otus// 
-//+ 
 +Text von Karl-Heinz Graef \\ Überarbeitung und Aktualisierung Dr. Wolfgang Scherzinger,​ Dez. 2021
  
 ===== Merkmale ===== ===== Merkmale =====
  
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-Text von Karl-Heinz Graef+Die Waldohreule ist mit 36 cm Gesamtgröße eine relativ schlanke und elegante Erscheinung. ​ Charakteristisch sind zum einen der einfärbig glatt wirkende Gesichtsschleier mit dunkler Einrahmung; darin eingebettet orangegelbe Augen, die mit einem dunklen Umfeld wirkungsvoll kontrastieren. Darüber bilden weißlich abgehobene Augenbrauen ein ausgeprägtes VMuster. Namen-gebend sind jedenfalls die langen „Federohren“,​ die bei ruhenden oder tarnenden Eulen steil aufgerichtet werden (englisch Long-eared Owl). Bei der Tarnstellung setzt sich ein schwarzer Mittelstreif in diesem Federbüschel in dem dunklen Augenstreifen bzw. den gesamten Schleier scheinbar fort, und verstärkt damit die Konturen-auflösende Tarnwirkung. Aktive Eulen legen die „Ohren“ hingegen dem Kopf mehr-minder glatt an; bei Erregung werden 2 schmale, weiße Halbmonde am unteren Schleierrand – signalhaft – vorgeschoben. ​
  
-Die Waldohreule ​ist mit ihren 36 cm etwa schleiereulengroß und somit etwas kleiner und vor allem erheblich schlanker als der Waldkauz. Die wohl auffälligsten Kennzeichen sind die langen „Federohren“,​ die oft auch steil aufgerichtet werden sowie die orangegelben Augen. Der Gesichtsschleier ist gelblichweiß und seitlich dunkel umrandet und die weißlichen „Augenbrauen“ heben sich V-förmig davon ab. Die Oberseite ​ist gelblichbraun mit dunkler, rindenähnlicher Zeichnung, die Unterseite ​ist rostgelb mit kräftigen dunklen Längsstreifen und sehr feiner dunkler QuerbänderungBei den Männchen ​ist die Unterseite ​meist auch etwas heller ​als bei den WeibchenIm Flug wirken Flügel und Schwanz etwas länger als beim Waldkauz und die helle Unterseite ist gut zu erkennen.+Das Gefieder wirkt flauschig weich; es ist an der Oberseite gelblichbraun mit dunkler, rindenähnlicher Zeichnung, die Unterseite ​eher rostgelb mit kräftigendunklen Längsstreifen und sehr feinen dunklen Querlinien. Männchen ​sind unterseits ​meist heller. ​Junge Waldohreulen sind durch eine schwarze „Maske“ im sonst hell-gesperberten Dunenkleid charakterisiert
  
-===== Fortpflanzung ===== +Waldohreulen wirken ​im Flugbild schlanker als Waldkäuzenicht zuletzt wegen des deutlich ​längeren Schwanz´An der hellen Unterseite der relativ langen Flügel (Spannweite ​etwa 95 cm) ist am Flügelbug eine schwarze Marke zu erkennen.
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-Bereits ​im Herbst inspizieren die Männchen die alten Nester von KrähenElstern und Greifvögel an denen sie dann im zeitigen Frühjahr mit der Balz beginnen. Der monotone und einfache Reviergesang ​des Männchens ist dann allabendlich in der Nähe der geeigneten Brutmöglichkeiten zu hören. Das Weibchen legt ab Mitte März bis Mitte April in zwei Tagesabständen 4-6, in Feldmausgradationsjahren auch bis zu 8 weiße Eier. Das Gelege wird  nur vom Weibchen ab dem ersten Ei für etwa 27-28 Tage bebrütet. Bei den Jungen sind die Ansätze der „Federohren“ bereits im Zwischenkleid ​deutlich ​erkennbarSie verlassen noch flugunfähig im Alter von 21-25 Tagen den Nistplatz und klettern dann sehr geschickt in den Kronen ​der umstehenden Bäume herum. Bereits im Alter von 5 Wochen können junge Waldohreulen ausreichend gut fliegen. Ab etwa dem 70. Lebenstag können sie einigermaßen sicheres Beuteschlagen. Echte Zweitbruten kommen nur sehr selten vor.+
  
 ===== Lebensraum ===== ===== Lebensraum =====
  
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-Die Waldohreule ​bevorzugt lichte ​Wälder und Waldränder ​mit Nadelbäumen als Tagesruhe- und Brutplätze,​ aber auch Feldgehölze,​ Hecken, kleine Baumgruppen ​und sogar Einzelbäume ​mit alten Krähen- und Elsternnestern. Sie ist in Mitteleuropa eine unserer häufigsten Eulenarten obwohl sie im Bereich menschlicher Siedlungen eher selten ​als Brutvogel auftritt. Im Winter ​hingegen trifft man sie oft in kleineren Ansammlungen sogar innerhalb ​von Städten ​an zum Teil traditionellen ​Tagesruheplätzen anZum Jagen benötigt ​die Waldohreule offenes Gelände ​mit hohem Anteil ​an Dauergrünland mit niedrigem Pflanzenbewuchs.+Die Waldohreule ​sollte besser „Waldrand-Ohreule“ heißen, denn sie meidet dichte, geschlossene ​Wälder, bevorzugt vielmehr stark durchbrochene,​ aufgelichtete Bestände, Baumheiden ​und Waldränder. Selbst ​Feldgehölze, ​Baum-Hecken, kleine Baumgruppen ​oder stark verzweigte ​Einzelbäume ​können ​als Reviermittelpunkt ausreichen – speziell bei hoher Mäusedichte im Umfeld. Als Ruheplatz unter Tags werden dichte Nadelbäume wegen ihrer guten Deckung gerne aufgesucht. Im Winter ​sammeln sich oft Gruppen ​von mehreren Dutzend Waldohreulen ​an traditionellen ​Schlafbäumen,​ sogar innerhalb von Siedlungen, in Parks, Friedhöfen oder auch AlleenDabei ruhen die Eulen mitunter auch in winterkahlen Birken, ganz ohne Deckung.  
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 +Waldlichtungen,​ Moorränder dienen typischerweise als Jagdgebiet, auch Kahlschläge,​ junge Aufforstungen und Waldränder,​ vor allem Felder und Wiesen ​mit kurzer Vegetation, soweit sich hier hohe Feldmausdichten finden. Wenn das Hauptvorkommen auch in Niederungen und Hügelland liegt, so brüten Waldohreulen bei gutem Beuteangebot sogar in Gebirgslagen. 
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 +Zur Brut nutzen Waldohreulen typischerweise alte Krähen- und Elsternnester,​ bevorzugt in dichten Nadelbäumen,​ zum Schutz vor Nesträubern auch in Dornen-bewehrten Robinien, Weißdornhecken oder Ölweiden. Bei Mangel ​an geeigneten Horsten brüten Waldohreulen auch auf starken Baumstümpfen oder Astgabeln, vereinzelt auch unter dichten Stauden auf dem Waldboden.
  
 ===== Nahrung ===== ===== Nahrung =====
  
 +Hauptbeutetiere der Waldohreule sind Kleinsäuger,​ davon – regional unterschiedlich – vor allem Wühlmäuse oder Waldmäuse. In Gradationsjahren der Feldmaus kann diese in Mitteleuropa über 90% der Nahrung ausmachen. In Fennoskandien und England spielt die Erdmaus eine vergleichbare Rolle. In Jahren mit geringer Mäusedichte weicht die Eule auf Vögel aus (bis zur Größe von Drosseln oder Buntspecht, ausnahmsweise auch Türkentaube),​ die sie am ehesten am Schlafplatz überrascht. Einzelne Waldohreulen haben aber auch gelernt, Kleinvögel auf dem Zug zu erbeuten. Bei Massenvermehrung von Maikäfern werden diese Insekten systematisch genutzt. Hingegen kommen Fleder- und Spitzmäuse,​ Bilche oder Ratten nur selten auf die Beuteliste. ​
  
-Hauptbeutetiere der Waldohreule sind Kleinsäuger und hier besonders Wühlmäuse,​ die in Gradationsjahren der Feldmaus sogar über 90% der Nahrung ausmachen können. In Jahren mit wenig Mäusen werden auch viele Vögel bis zur Größe einer Amsel oder eines Stars erbeutet. Die Aufzucht der Jungen erfolgt dann überwiegend mit Kleinvögel.+===== Fortpflanzung =====
  
-===== Gefährdung =====+@bild(right,​ "​(:​euleninfos:​eulenarten:​b0aa8d1004.jpg),​ 
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 +Bereits im Herbst inspizieren die Männchen geeignete Nester von Krähen, Elstern oder Greifvögeln,​ wo sie im zeitigen Frühjahr mit der Balz einsetzen. Ihr hohl und dumpf klingender Reviergesang wird dann im Umfeld des gewählten Brutplatzes in monotoner Folge vorgetragen. Verstärkt werden Revierabgrenzung und Partnerwerbung durch elegante Rundflüge im Horstbereich,​ unter hartem, knackenden Flügelklatschen. ​
  
-Die Waldohreule zeigt neben den üblichen witterungs- und nahrungsbedingten Schwankungen ​in den letzten Jahrzehnten deutliche Anzeichen von Bestandsrückgängen. ​ Durch das Abholzen von Feldgehölzen und die intensivierung ​der Landwirtschaft werden die geeigneten Lebensräume der Waldohreule erheblich verändert. Früher war das weit verbreitete ​Ausschießen“ von Krähenund Elsternnestern eine große Gefahrda viele in den alten Nestern brütende Waldohreulen so versehentlich geschossen wurdenHohe Verluste fordert ​auch der Straßen- und Bahnverkehr.+Waldohreulen brüten in monogamer Saisonehe. ​Die Fortpflanzungsaktivität steht in enger Abhängigkeit zur Beuteverfügbarkeit:​ So liegt der Legebeginn in normalen“ Jahren zwischen Mitte März und Mitte April, mit Gelegegrößen ​von 3-5 Eiern. Bei einem Massenangebot von Feldmäusen kann die Brut aber schon im Februar einsetzenim Extremfall sogar im Dezember, dabei Gelegegrößen von bis zu 8 EiernZweitbruten ​auch bei sehr guter Beuteversorgung eher selten
  
-===== Schutzmaßnahmen =====+Eiablage im 2-Tages-Intervall. Das Weibchen brütet ab dem ersten Ei, die Brutdauer beträgt etwa 27-28 Tage. Nach dem Schlupf der Jungen werden diese zumindest während der ersten 2 Lebenswochen vom Weibchen gehudert, später „wacht“ der Elternvogel in Nestnähe, warnt mit bellenden Lauten bei Feindannäherung und verleitet auch in trudelndem Flug. Die „Federohren“ lassen sich bereits im dunigen Mesoptil halbwüchsiger Nestlinge erkennen. Sie verlassen den Nistplatz noch flugunfähig im Alter von 21-25 Tagen und klettern dann – als Ästlinge - sehr geschickt in die Kronen umstehender Bäume. Im Alter von 5 Wochen können junge Waldohreulen bereits ausreichend gut fliegen. Ab etwa dem 70. Lebenstag gelingt weitgehend sicheres Beuteschlagen.
  
 +===== Bestandsentwicklung und Gefährdung =====
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 +Auf Grund des unsteten Auftretens der Waldohreule sowie ausgeprägten witterungs- und nahrungsbedingten Fluktuationen sind Bestandsangaben meist nur regional und für einzelne Jahre möglich. Entsprechend unsicher sind die gemeldeten Schätzwerte für Europa mit etwa 300.000-750.000 Paaren. Wiewohl weiterhin zu den häufigen Eulenarten zählend, weist das langjährige Monitoring auf einen schleichenden Bestandsrückgang.  ​
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 +Die relativ zarten und wenig wehrhaften Waldohreulen werden häufig von Uhu, Habichtskauz und Waldkauz erbeutet. Gelege- und Nestlingsverluste vor allem durch Krähen und Elstern. Das früher weit verbreitete „Ausschießen“ von Krähen- und Elsternnestern,​ dem zahleiche Waldohreulen zum Opfer fielen, wenn sie in alten Corviden-Nestern brüteten, dürfte heute keine maßgebliche Rolle mehr spielen. Wohl aber fordert der Straßen- und Bahnverkehr alljährlich hohe Verluste. ​
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 +Gravierender wirken sich die vielfältigen Änderungen in der Agrarlandschaft aus, wenn z. B. die Krähenvögel – als Nestbauer – aus jagdlichen Gründen verdrängt und gleichzeitig Hecken und Feldgehölze beseitigt werden. Des Weiteren gehen den Waldohreulen Lebensräume auf großer Fläche verloren, wenn z. B. Jagdgebiete in der Feldflur infolge von hohem Düngereinsatz und Maisanbau ungeeignet und auch Ackerrandstreifen,​ Waldsäume und Brachen reduziert werden.
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 +===== Schutzmaßnahmen =====
  
-Auf jeden Fall sollte versucht werden ​abwechslungsreiches Dauergrünland mit Hecken, Feldgehölzen,​ Wald- und Ackerränder zu erhalten. ​Das Aufhängen von Kunsthorsten (Nistkörbe),​ die meist aus Weidenruten geflochten ​sind und viele Jahre haltenkann den Bestand der Waldohreule sehr positiv beeinflussenAlte Krähenund Elstenester halten ​oft nur 1-2 Jahre und zerfallen ​dann. Waldohreulen ​scheinen aber gerne über mehrere Jahre hinweg am gleichen Brutplatz zu brüten.+Zur Sicherung der Jagd- und Brutgebiete sind abwechslungsreiches Dauergrünland mit Hecken, Feldgehölzen,​ Wald- und Ackerränder ​dringend ​zu erhalten. ​Winterliche Massen-Schlafplätze ​sind vor Störungen freizuhaltenwie das z. B. in den bedeutenden Überwinterungsgebieten Serbiens mit großem Erfolg geschieht. Krähen und Elstern bauen wenig stabile Zweignester,​ die oft schon nach 1-2 Jahren ​zerfallen. Waldohreulen ​benötigen daher einen laufenden „Nachschub“,​ wie er nur bei ausreichender Siedlungsdichte der Nestbauer gesichert ist. Dieser Aspekt muss bei der Bestandsregulierung der Rabenvögel verstärkt Berücksichtigung finden. Wo natürliche Brutmöglichkeiten fehlen, können Kunsthorste (Nistkörbe) das Brüten der Waldohreulen unterstützen. Bewährt haben sich Körbchen aus Reisig oder Drahtgitter,​ sogar alte, aufgeschnittene Kunststoffkanister. Sofern Kunstnester länger als die Horste von Rabenvögeln halten, nutzen Waldohreulen diese gerne über mehrere Jahre zur Brut.
  
-/* Artspezialisten werden über [[internals:​artspezialisten]] bearbeitet! */+/* Artspezialisten werden über [[internals:​personendaten]] bearbeitet! */
  
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 Artspezialist der AG-Eulen: \\ @Name@ \\ @Kontakt@ Artspezialist der AG-Eulen: \\ @Name@ \\ @Kontakt@
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euleninfos/eulenarten/waldohreule.1399834558.txt.gz · Zuletzt geändert: 2020/05/09 23:42 (Externe Bearbeitung)