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euleninfos:eulenarten:sperbereule

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 /* <pmdb :​internals:​personendaten#​Artspezialisten,​ Sperbereule,​ noauth> */ /* <pmdb :​internals:​personendaten#​Artspezialisten,​ Sperbereule,​ noauth> */
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 ====== Sperbereule ====== ====== Sperbereule ======
  
 //Surnia ulula //Surnia ulula
-//===== Merkmale =====+//
  
 +Text von Karl-Heinz Graef \\ Überarbeitung und Aktualisierung Dr. Wolfgang Scherzinger,​ Dez. 2021
  
-$bild[left | :​euleninfos:​eulenarten:​ee2ec763c4.jpg | Sperbereule auf Ast sitzend]+===== Merkmale =====
  
-Text von Karl-Heinz Graef 
  
-Die Sperbereule gehört mit einer Größe von 36-41 cm zu den mittelgroßen europäischen Eulenarten und ist fast so groß wie eine WaldohreuleIhren deutschen Namen erhielt sie wegen ihrer „gesperberten“ Unterseitedie auf weißem Grund schmale, dunkelbraune Querstreifen hat. Die Oberseite ist schwarzbraun mit weißlichen Flecken. Sehr kennzeichnend sind auch in der Seitenansicht die dunkle, kräftige, fast eckige Einfassung des weißen Gesichtsschleiers und der dunkle Kinnfleck. Die Augen und der Schnabel sind hellgelb, die flache Stirn ist schwarzbraun mit kleinen weißen Flecken. Im Flug sind der lange, keilförmige Schwanz mit seinen 8-10 weißen Querbinden und die kurzen, spitzen Flügel kennzeichnend.+@bild(left, "​(:​euleninfos:​eulenarten:​ee2ec763c4.jpgSperbereule ​auf Ast sitzend)"​)@
  
-===== Fortpflanzung ===== 
  
  
-$bild[right | :​euleninfos:​eulenarten:​1eb2554f61.jpg | Sperbereule ​Ästling ] +Die Sperbereule ​weicht ​in ihrem Habitus vom typischen Bild einer Eule deutlich ab; als durchaus tagaktivem Jäger fehlen ihr sowohl ein flauschig-weiches Gefieder wie auch ein „lautloser“ Flug. Unter den kräftigen Brauen wirkt der stechende Blick der kleinenhellgelben Augen jedenfalls Greifvogel-artigDieser Eindruck wird durch die kontrastreiche Sperberung des Brustund Bauchgefieders noch verstärkt (die für diese schlanke Eule Namen-gebend war). Die Oberseite ist schwarzbraun mit weißlichen Fleckenebenso ​die flache Stirn mit dichter, weißer TüpfelungKennzeichnend ​ist weiters die breite, schwärzliche Einfassung des weißen Gesichtsschleiers,​ der sich unter dem hornfarbenen Schnabel als breiter Kinnlatz fortsetzt. Mit diesem weißen Felddas bei Erregung maximal gespreizt wird, kontrastiert ein schwarzer Kinnfleck unter dem Schnabel, der beim Singen signalhaft präsentiert wirdDie Greifvogel-artige Silhouette wird durch den langen Schwanz noch verstärkt; er weist 8-10 weiße Querbinden auf und wird bei Erregung ​in steilem Winkel gestelzt. Der zügig rudernde oder steif segelnde Flug ist rasantkraftvoll und geräuschhaftDabei kommen der keilförmige Schwanz und die relativ kurzenzugespitzten Flügel deutlich zur Geltung. - Sperbereulen-Nestlinge entwickeln ein vom Altvogelgefieder abweichendes Jugendkleid,​ mit dunkler Gesichtsmaske und fein melierten Dunen an Kopf und Vorderseite.
- +
-Die Balz findet bei noch meist winterlichen Verhältnissen etwa zwischen Anfang März bis Mitte April statt. Als Brutplätze dienen hauptsächlich größere Höhlungen von in der Mitte abgebrochenengroßen Bäumen. Etwa ab Mitte oder Ende März beginnt das Weibchen in Abständen von 1-2 Tagen ca5-8 weiße Eier zu legen, in Mäuse-Gradationsjahren gelegentlich sogar bis zu 13, die dann nur von ihr etwa 28-30 Tage bebrütet werdenBrutbeginn ​ist meistens bereits ab dem ersten Eiweshalb ​bei den Jungen einer Brut teilweise erhebliche Altersunterschiede zu erkennen sindBei offenen Horsten verlassen die Jungen bereits im noch nicht flüggen Alter von etwa 3 Wochen ​den Brutplatz, ​bei Bruten ​in geräumigen Baumhöhlen dagegen erst mit etwa fünf Wochenwenn sie bereits etwas flugfähig sindMit etwa 90 Tagen sind die Jungen selbständigbetteln aber immer noch die Altvögel ​an.+
  
 ===== Lebensraum ===== ===== Lebensraum =====
  
  
-Die Sperbereule bewohnt bevorzugt ​die höhergelegenen ​lichten ​Altbestände von Kiefern-, Fichten-, Lärchen- und Birkenwäldern ​aber auch Mischwälder der nördlichen Taiga. In Europa brütet sie nur in Norwegen, Schweden, Finnland und NordrußlandSie braucht Wälder ​mit höhlenreichen Altbäumen ​und alten Krähen- und Elsternnester mit angrenzenden ​offenen Flächen wie z.B. Hochmoore ​oder auch Kahlschläge, ​auf denen sie jagen kann. +Die Sperbereule bewohnt bevorzugt ​stark aufgelichtete und durch Moore, Brandflächen oder Kahlschläge durchbrochene Wälder der nordischen Taiga. In Norwegen, Schweden, Finnland und im Norden des Europ. Russland ist sie in alten und lichten ​Zirben-, ​Kiefern-, Fichten-, Lärchen- und Birkenwäldern ​zu finden, seltener ​auch in MischwäldernFür den Brutbiotop ist eine Verschneidung von lockerem Baumbestand (mit höhlenreichen Altbäumen, ausgemorschten Baumstümpfen oder alten Krähen- und Elsternnestermit offenen Flächen, auf denen Mäuse in höherer Dichte und besserer Erreichbarkeit erbeutet werden können charakteristisch (wie z.B. Hochmoore, Sturm- und Brandflächen,​ aber auch große ​Kahlschläge). In außergewöhnlich strengen Wintern weichen Sperbereulen oft weit nach Süden ausund überwintern dann in der offenen Agrarlandschaft mit Hecken, Feldgehölzen oder markanten Einzelbäumen als Jagdwarte.
 ===== Nahrung ===== ===== Nahrung =====
  
  
-Die Sperbereule ​ist hauptsächlich tagaktiv, ​jagt aber auch noch in der Dämmerung. ​Die Nahrung besteht fast ausschließlich aus Wühlmäusen und hier hauptsächlich Rötelmäuse. Zur Brutzeit können diese 96% der Beute ausmachen. Außerhalb der Brutzeit ​und hier vor allem im Winter ​werden auch verschiedene kleinere Vogelarten ​bis zur Größe ​einer Drossel oder sogar eines Schnee- oder Haselhuhns erbeutet und auch vermehrt SpitzmäuseLemminge ​werden ​dagegen eher selten erbeutet.+Die Sperbereule jagt vorwiegend ​in der Dämmerung, verlängert ihre Aktivitätsphasen zur Brutzeit aber in den hellen TagIhre Nahrung besteht fast ausschließlich aus Wühlmäusen, bevorzugt Erdmaus ​und Nordische Wühlmaus, regional auch Rötelmaus; zur Brutzeit können diese 97% der Beute ausmachen. Bei geringer Dichte und/oder schlechter Erreichbarkeit derselben dienen Scher- und Spitzmäuse als Alternative,​ ausnahmsweise auch Lemminge. Außerhalb der Brutzeit ​- speziell ​im Winter ​- kann die Sperbereule als rasanter Jäger Vögel ​bis zur Größe ​von Drosseln, seltener ​Schnee- oder Haselhuhn erbeuten. Überwintert sie im Agrarland, kommen ​auch Hamster, Ratten und Tauben auf die Beuteliste; nutzt gelegentlich sogar Aas großer Wirbeltiere. 
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 +===== Fortpflanzung ===== 
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 +@bild(right,​ "​(:​euleninfos:​eulenarten:​1eb2554f61.jpg,​ Sperbereule Ästling)"​)@ 
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 +Die Balz findet bei noch meist winterlichen Verhältnissen etwa zwischen Anfang März bis Mitte April statt. Von exponierten Singwarten trägt das Männchen seinen weichen, anhaltend kullernden Reviergesang vor. Die meist hektischen Begegnungen der Paarpartner ​werden ​von grellen Erregungstrillern begleitet, unter Schwanzstelzen werden die schwarze Schleiereinfassung wie auch die weißen Abzeichen an Hinterkopf und Kehle präsentiert 
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 +Sperbereulen brüten in monogamer Saisonehe, Als Brutplatz nutzen sie bevorzugt größere Aushöhlungen gebrochener oder angemorschter Bäume. Selbst alte Schwarzspechthöhlen,​ ausgebrochene Astgabeln oder Reisighorste von Greif- und Rabenvögeln können als Brutplatz herhalten, wenn für die Nestlinge auch oft sehr beengend. Legebeginn im Borealwald Anfang April bis Mitte Mai, selbst bei noch winterlichen Verhältnissen. Das Weibchen legt in Abständen von 1-2 Tagen 5-8 weiße Eier (in Gradationsjahren der Wühlmäuse bis zu 13 Eier). Die Bebrütung setzt mit dem erst-gelegten Ei ein und dauert etwa 28-29 (30) Tage. Entsprechend dem Lege-Intervall schlüpfen auch die Jungen im 1-2 Tage Abstand, was zu erheblichem Altersunterschied innerhalb der Nestgeschwister führt. Alter und Entwicklungsstadium beim Verlassen des Nestes in Abhängigkeit zum Brutplatz-Typ:​ 3-4 Wochen bei offenen Nestern ohne Wetterschutz;​ bis zu 5 Wochen bei geräumigen und schützenden Baumhöhlen. In diesem Alter gelingen den Ästlingen schon kurze Flugstrecken. Nach Rückzug des Weibchens übernimmt allein das Männchen die Beutebeschaffung. Mit etwa 90-100 Tagen sind die Jungen selbständig,​ und die Familienbindung geht verloren. 
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 +===== Bestandsentwicklung und Gefährdung ===== 
  
-===== Gefährdung =====+Zur Höhe europäischer Sperbereulenbestände gibt es keine verlässlichen Daten, da diese Art sehr unstet umherwandert,​ daher jeweils nur für ein bestimmtes Gebiet zu einer bestimmten Zeit erhoben werden kann. Entsprechend ist der Schätzwert von 10.000-54.000 Paaren (Hauptanteil im Europ. Russland) eine nur grobe Annäherung. ​
  
 +Die typischerweise frei auf Baumspitzen sitzenden Eulen sind ein leichtes Ziel, so dass regelmäßig Abschüsse gemeldet werden, speziell bei Überwinterung in siedlungsnahen Bereichen. Als wesentlich gravierender sind aber die raschen Veränderungen im Lebensraum zu bewerten, wie sie speziell durch eine großräumig wirkende Holzindustrie verursacht werden. Denn im borealen Nadelwald gehen mit Großkahlschlag und rascher Wiederaufforstung sowohl geeignete Brutgebiete (mit starken Bruchstämmen und Höhlenbäumen sowie freistehenden Ansitzwarten) als auch günstige Jagdgebiet verloren (mit einer kleinräumigen Nachbarschaft von alten Baumbeständen und Lichtungen mit niedrigem Bewuchs). Darüber hinaus dürfte der Klimawandel zu bedeutenden Arealverlusten durch Austrocknen der Waldmoore und großflächige Waldbrände führen.
  
-Sehr bedrohlich sind die Veränderungen in ihrem Lebensraum, die die moderne Forstwirtschaft leider oft mit sich bringt. So dürfen aktuell, in der Mitte abgebrochene Stämme, die auch häufig und sehr gerne als Brutplätze genutzt werden, nicht mehr stehen gelassen werden. 
  
 ===== Schutzmaßnahmen ===== ===== Schutzmaßnahmen =====
  
  
-Die wichtigste ​Schutzmaßnahme ist die Erhaltung ​und Schaffung von geeigneten Lebensräumen mit höhlenreichen AltbäumenDer Schutz von bekannten Brutbäumen ​ist enorm wichtigda angebotene ​Nistkästen ​nur sehr selten zur Brut angenommen werden.+Sicherung und Entwicklung arttypischer Lebensräume zählen zweifellos zur wichtigsten ​Schutzmaßnahme. Dabei ist besonderes Augenmerk auf die Gestaltung eines grobkörnigen Flächenmosaiks aus schütteren Baumbeständen ​und bewuchsarmen Freiflächen zu legenDarüber hinaus ​ist bei der Holzernte auf einen Erhalt höhlenreicher Altbäumestarker Bruchstämme und freistehender Ansitzwarten zu achten. Bei gänzlichem Fehlen solcher Requisiten ist ein Angebot geräumiger ​Nistkästen ​als Sofortmaßnahme zu empfehlen.
  
-/* Artspezialisten werden über [[internals:​artspezialisten]] bearbeitet! */+/* Artspezialisten werden über [[internals:​personendaten]] bearbeitet! */
  
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 Artspezialist der AG-Eulen: \\ @Name@ \\ @Kontakt@ Artspezialist der AG-Eulen: \\ @Name@ \\ @Kontakt@
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euleninfos/eulenarten/sperbereule.1400923472.txt.gz · Zuletzt geändert: 2020/05/09 23:42 (Externe Bearbeitung)