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euleninfos:eulenarten:steinkauz

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euleninfos:eulenarten:steinkauz [2021/08/14 15:30]
frenzel [Schutzmaßnahmen]
euleninfos:eulenarten:steinkauz [2021/12/06 19:58]
ppeterman [Steinkauz]
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 ====== Steinkauz ====== ====== Steinkauz ======
  
-//Athene noctua +//Athene noctua//
-//+
  
-===== Merkmale =====+Text von Karl-Heinz Graef \\ Überarbeitung und Aktualisierung Dr. Wolfgang Scherzinger,​ Dez. 2021
  
 +===== Merkmale =====
  
 @bild(left, "​(:​euleninfos:​eulenarten:​7c5c0c041d.jpg,​ Steinkauz an Bruthöhle<​br/>​© Wolfgang Graef)"​)@ @bild(left, "​(:​euleninfos:​eulenarten:​7c5c0c041d.jpg,​ Steinkauz an Bruthöhle<​br/>​© Wolfgang Graef)"​)@
  
-Text von Karl-Heinz Graef +Mit ca. 21-24 cm Größe, gedrungener Gestalt ​und relativ großem Kopf wirkt der Steinkauz scheinbar plump, doch besitzt er ein lebhaftes und reaktionsschnelles WesenAuffallend ​ist der breite Kopf mit meist flacher, stark getüpfelter ​bis gestreifter Stirn; ​große gelbe Augen in einem wenig ausgeprägten Gesichtsschleier,​ überwölbt von kräftigen, weißen Augenbrauen, die bei hoher Erregung signalhaft präsentiert werdenEine vergleichbare Funktion hat das breiteweiße Feld unter dem Kinn, das beim Singen oder während aggressiver Interaktionen aufgespreizt wird.  Über den Hinterkopf zieht sich eine weiße V-förmige Zeichnung ​(Occipitalgesicht)Das Gefieder der Oberseite inklusive der Flügel ​und Schultern variiert farblich regional von dunkelbraun ​bis blass erdfarben, mit jeweils derben, weißen TropfenfleckenDas helleremeist rahmweiße Brustund Bauchgefieder zeigt verwaschene,​ braune Längsflecken, die sich im unteren Bereich zu Längsstreifen ausrichten könnenDer Kauz wirkt im Flugbild gedrungen-kompaktmit kurzen und breiten Flügeln sowie einem kurzen Schwanz
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-Der Steinkauz gehört zu den kleinsten Eulen Deutschlands und ist mit ca. 21-23 cm Größe ​etwas kleiner als eine Haustaube ​und etwas größer als eine AmselDie Oberseite ​ist dunkelbraun ​mit zahlreichen weißen Flecken die am Scheitel klein in Längsreihen angeordnet sind. Auf den Flügeln und den Schultern sind die Tropfenflecken groß und ohne erkennbares Muster. Die Unterseite ist gelblich ​bis weiß mit dichten breiten braunen Längsflecken. Er hat große gelbe Augen und weiße Überaugenstreifen, die wie Augenbrauen wirken. +
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-===== Fortpflanzung ===== +
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-@bild(right"(:​euleninfos:​eulenarten:​c8dc8140c3.jpg)"​)@ +
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-Die Balzzeit beginnt Ende Februar ​und geht bis Mitte AprilMitte April bis Mitte Mai legt das Weibchenin zwei Tagesabständen 3-6 weiße Eier, die 24-28 Tage bebrütet werdenDie Nestlingszeit beträgt normalerweise 30-35 Tageaber die Jungvögel verlassen den Brutplatz oft schon bevor sie voll flugfähig sind. Sie sind dann als Ästlinge noch einige Tage in der näheren Umgebung des Brutplatzes anzutreffen.+
  
 ===== Lebensraum ===== ===== Lebensraum =====
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 @bild(left, "​(:​euleninfos:​eulenarten:​5a1a188979.jpg,​ Streuobstwiese mit altem <​br/>​Baumbestand © Wolfgang Graef)"​)@ @bild(left, "​(:​euleninfos:​eulenarten:​5a1a188979.jpg,​ Streuobstwiese mit altem <​br/>​Baumbestand © Wolfgang Graef)"​)@
  
-Die idealen ​Lebensräume sind grünlandreiche Kulturlandschaften mit alten Streuobstwiesen,​ Ortsrandbereiche mit alten Baumbeständen ​und höhlenreichen Kopfweiden. ​Er jagt überwiegend auf Flächen mit niedriger Bodenvegetation ​und meidet ​dabei weder die offene Feldflur noch Weinberge. ​Die Stützpfähle ​der Weinreben ​werden ​sehr gerne als Ansitzwarte genutzt.+Analog zum Primärhabitat in mediterranen Baumsteppen und Halbwüsten bevorzugt diese Eulenart in Mitteleuropa offenes Kulturland, mit geringem bis stark aufgelockertem Baumbestand und offenen Flächen mit niederem Bewuchs. Bevorzugte ​Lebensräume sind hier entsprechend ​grünlandreiche Kulturlandschaften mit alten Streuobstwiesen, ​ebenso ​Ortsrandbereiche mit Baumhecken, ​alten Alleen, ​und urigen Einzelbäumen,​ letztlich ​höhlenreichen Kopfweiden. ​Als Kulturfolger findet sich der Steinkauz nahe Bauernhöfen,​ in Scheunen und Kapellen, mitunter sogar im Siedlungsbereich. Um dem Prädationsdruck z. B. durch Waldkäuze zu entgehen, werden waldnahe Gebiete meist strikt gemieden. 
 +Keine spezifischen Ansprüche an den Brutplatz, vielmehr können tiefe Baumhöhlen,​ Klüfte unterm Ziegeldach, hohle Zwischenböden,​ Hohlräume in Holzstapeln oder auch Gänge in großen Strohhaufen zur Brut dienen. Ausnahmen sind Bruten in Elsternnestern. Nutzt regelmäßig Nistkästen geeigneter Größe und Positionierung. Als Jagdgebiet eignen sich vor allem offene ​Flächen mit niedriger Bodenvegetation, wie z. B. Viehweiden, schüttere Brache oder magere Wiesen. Meidet ​dabei weder die offene Feldflur noch Weinberge. ​Zaun- und Stützpfähle werden gerne als Ansitzwarte genutzt. ​
  
 ===== Nahrung ===== ===== Nahrung =====
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 @bild(left, "​(:​euleninfos:​eulenarten:​d569846242.jpg)"​)@ @bild(left, "​(:​euleninfos:​eulenarten:​d569846242.jpg)"​)@
  
-Hauptnahrungstiere sind Kleinsäuger, ​wobei die Feldmaus den größten Anteil ausmachtaber auch Insekten so z.B. Käfer, Nachtfalter ​und Heuschrecken ​oder Regenwürmer sind wichtige Bestandteile ​der Jungennahrung. Kleinvögel ​sowie Reptilien und eher selten Ampibien ​werden auch erbeutet.+Steinkäuze nutzen ein breites Nahrungsspektrum,​ in dem - regional unterschiedlich - jeweils ​Kleinsäuger, ​Regenwürmer, Käfer, Nachtfalter oder Heuschrecken dominieren. Unter den Kleinsäugern machen Feldmäuse den Hauptanteil aus; doch kann der kräftige Steinkauz auch Hamster, Schermäuse,​ Fledermäuse,​ Maulwurf und Spitzmäuse – bis zu jungen Ratten überwältigenMäusemangel kann durch Jagd auf Kleinvögel ​kompensiert ​werden ​(maximal bis Drossel-Größe),​ seltener ​auch durch Eidechsen, Blindschleichen oder Kröten, im Extremfall sogar Schnecken
  
-===== Gefährdung ​=====+===== Fortpflanzung ​=====
  
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-Durch die Intensivierung ​der Landwirtschaft wird der Lebensraum des Steinkauzes ständig verkleinert ​und durch die Rodung alter höhlenreicher Obstbäume ​und Kopfweiden verschwinden ​auch die geeigneten BrutmöglichkeitenAber auch Neubausiedlungen und der Neubau ​von Umgehungsstraßen sowie der stark zunehmende Straßenverkehr gefährden einzelne Populationen.+Steinkäuze brüten monogam in Dauerehe; verteidigen entsprechend ein Ganzjahres-Revier,​ mit Balzhandlungen im Herbst und im Frühjahr, wobei sich das Weibchen bei Grenzstreitigkeiten beteiligen kann. Erste Balzgesänge bereits Ende Januar/​Anfang Februar; volle Aktivität ab Ende Februar bis Mitte April. In milden Lagen Legebeginn bereits im März möglich, (in außergewöhnlichen „Mäusejahren“ Eiablage Dezember oder Januar belegt); üblicherweise aber Mitte April bis Mitte Mai. In 2-tägigem Abstand legt das Weibchen 3-5 weiße Eier (vereinzelt bis zu 7) und setzt mit der Bebrütung – individuell variabel - zwischen erstem bis dritten Ei ein. Die Jungen schlüpfen nach 27-33 Tagen Bebrütung (Extremwerte 19,5-35 Tage) und wirken gedrungen-kompakt. Bereits im Alter von 2 Wochen beherrschen ​die Nestlinge lokomotorische Fähigkeiten, ​und können z. B. mit Hilfe von Krallen und Schnabel zum Flugloch hochklettern. Wenn sie die Bruthöhle ​auch schon im 22-24 Tage-Alter zeitweilig verlassen, so bleibt eine enge Bindung an den Brutplatz noch rund 10 weitere Tage bestehen, an denen sie regelmäßig in die schützende Höhle zurückkehrenDamit beträgt die Nestlingszeit bis zu 35 Tage (extrem 46).  Die Ästlinge verbleiben noch einige Tage in der näheren Umgebung des Brutplatzes bis sie mit rund 42 Tagen ihre volle Flugfähigkeit erreichen. Trennung ​von der Familie mit etwa 10 Wochen.
  
-===== Schutzmaßnahmen ​=====+===== Bestandsentwicklung und Gefährdung ​=====
  
 +Der Europäische Steinkauzbestand wird auf 620.000-1.170.000 Paare geschätzt. Dabei liegt die Hauptverbreitung in den Mittelmeerländern und den kontinental getönten Offenlandschaften in Serbien, Rumänien oder der Ukraine. Ehemals auch im Zentrum Europas relativ häufig, zeichnet sich zwischen Dänemark und Holland bis zu Tschechien und der Slowakei, sogar Ungarn und Slowenien ein erheblicher Bestandesrückgang ab. Dieser negative Trend ist im Wesentlichen auf zunehmenden Lebensraumverlust zurückzuführen,​ der sowohl die Brutmöglichkeiten betrifft (z. B. Zusammenbruch ungepflegter Streuobstbestände,​ Rodung alter höhlenreicher Obstbäume, Beseitigung hohler Kopfweiden, Modernisierung von Geräteschuppen,​ Renovierung von Feldscheunen und Kapellen) als auch die Jagdgebiete (Aufgabe der Kleinviehhaltung und Beweidung, Überdüngung oder Umbruch des Grünlands, Umbruch von Feld- und Wegrainen, Zunahme des Maisanbaus). Zusätzlich nahmen Gefährdungen zu, wie durch den Neubau von Umgehungsstraßen mitten durchs Steinkauzrevier,​ samt den Unfallrisiken durch massiv angestiegenen Straßenverkehr. Verlust an Lebensraum ergibt sich auch durch stetig in die freie Landschaft vordringende Neubausiedlungen,​ zumal Gesang, Gewölle und Kotflecken der Steinkäuze in den neuen Villengärten oftmals als störend empfunden wird. 
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 +===== Schutzmaßnahmen =====
  
-Oberste Priorität sollte ​der Erhalt ​von alten Streuobst- und Kopfweidenbeständen haben. Die Neuanpflanzung ​und die Pflege ​von Obstund  Kopfbäumen sollte besser gefördert ​werden ​und auch die Weideviehhaltung muß weiterbetrieben werden damit zur Brutzeit ständig kurzrasiges Grünland für den Nahrungserwerb zur Verfügung stehtDurch das Anbringen ​von künstlichen Nisthilfen kann das Nistplatzangebot erweitert ​und der Bruterfolg verbessert werden. Bei der Sanierung von alten Gehöften in Ortsrandlage sollten Mauernischen erhalten oder angelegt werden.+Wenn der Steinkauz im Süden und Osten Europas auch noch als häufig und ungefährdet gilt, so ist sein Brutvorkommen in weiten Teilen West- und Mitteleuropas nur über gezielte Stützungsmaßnahmen zu erhalten. Zur Sicherung geeigneter Lebensräume hat der Erhalt ​noch vorhandener ​Streuobst- und Kopfweidenbestände Priorität, neben der Förderung extensiver Viehweiden, Zulassen von Brache auf Magerstandorten ​und Erhalt prägender Requisiten, wie Vieh-Unterstände,​ Feldscheunen etc. Da die Vernetzung verbliebener Restbestände für die Langzeitsicherung der Brutvorkommen ebenso wichtig ist, um etwa lokale Einbrüche durch Zuwanderung und Austausch ​von Brutvögeln abpuffern zu können, sollten Habitat-Trittsteine neu begründet ​werden ​(zB. durch Anpflanzung ​von Streuobstwiesen,​ durch Wiederaufnahme von Beweidung, Anpassung der Mahdzeiten, Pflanzung ​und Pflege von Kopfbäumen;​ bei der Sanierung von alten Gehöften in Ortsrandlage sollten Mauernischen erhalten oder angelegt ​werden). Bei Brutplatzmangel und zur Optimierung des Brutplatzangebots hat sich die Bereitstellung spezieller Nisthilfen vielfach bewährt. Bei Angebot langfristig erprobter Modelle kann ein Kloakenmilieu im Nistkasten vermieden und Verluste durch eindringende Steinmarder oder frühzeitig abgesprungene Jungeulen deutlich gemindert ​werden.
  
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euleninfos/eulenarten/steinkauz.txt · Zuletzt geändert: 2021/12/06 19:58 von ppeterman