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ag_eulen:debatten:auswirkungen_von_windenergieanlagen_auf_voegel

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Auswirkungen von Windenergieanlagen auf Vögel

Besprechung neuerer Arbeiten von Hubertus Illner

(1) BELLEBAUM J, KORNER-NIEVERGELT F, DÜRR T & MAMMEN U 2013: Wind turbine fatalities approach a level of concern in a raptor population. J. for Nature Conservation 21: 394-400

(2) DAHL EL, BEVANGER K, NYGÅRD T, RØSKAFT E & STOKKE BG 2012: Reduced breeding success in white-tailed eagles at Smøla windfarm, western Norway, is caused by mortality and displacement. Biological Conservation 145: 79-85

(3) DAHL EL, MAY R, HOEL PL, BEVANGER K, PEDERSEN HC, RØSKAFT E & STOKKE BG 2013: White-tailed eagles (Haliaeetus albicilla) at the Smøla wind-power plant, Central Norway, lack behavioral flight responses to wind turbines. Wildlife Soc. Bull. 37: 66–74

(4) MAY R, HAMRE Ø, VANG R & NYGÅRD T 2012: Evaluation of the DTBird video-system at the Smøla wind-power plant. Detection capabilities for capturing near-turbine avian behaviour. NINA Report 910. 27 pp.

(5) GARVIN JC, JENNELLE CS, DRAKE D & GRODSKY SM 2011: Response of raptors to a windfarm. J. Applied Ecology 48: 199–209

(6) FERRER M, DE LUCAS M, JANSS GFE, CASADO E, MUÑOZ AR, BECHARD MJ & CALABUIG CP 2012: Weak relationship between risk assessment studies and recorded mortality in wind farms. J. Applied Ecology 49: 38–46

(7) CARRETE M, SÁNCHEZ-ZAPATA JA, BENÍTEZ JR & DONÁZAR JA 2013: Species distribution models and wind farm developments. Biological Conservation 157: 433

(8) NIPKOW M 2013: Länderarbeitsgemeinschaft der Vogelschutzwarten LAG-VSW. Natur & Landschaft 88 (Sonderausgabe): 32

Aufbauend auf den Untersuchungen von TOBIAS DÜRR, Staatliche Vogelschutzwarte Brandenburg, wurden die Totfunde von Rotmilanen unter Windenergieanlagen (WEA) im Bundesland Brandenburg einer detaillierten statistischen Auswertung unterzogen (Zitat 1). Danach verunglückten allein in diesem Bundesland ab dem Jahr 2012 schätzungsweise jährlich etwa 300 Rotmilane an den rund 2860 WEA (umgerechnet rund ein toter Rotmilan pro zehn WEA), was rund 3 % der nachbrutzeitlich vorhandenen Individuenzahl Brandenburgs entsprach. Es wurde eine „Todesrate“ von 4 % errechnet, ab der die durch WEA-Kollisionen verursachte Zusatzmortalität sich sogar negativ auf die Bestandsentwicklung des gesamten Landesbestandes auswirken würde. Dieser kritische Wert könnte mit der Inbetriebnahme weiterer, Ende 2011 genehmigter (297) und beantragter (362) WEA bald in Brandenburg erreicht sein, was einer mittleren Anlagendichte von rund 12 WEA pro 100 km² entspricht. Dieser Schwellenwert wurde gleichwohl schon in dem ostwestfälischen Dichtezentrum des Rotmilans im April 2013 erreicht, als im 6520 km² großen Regierungsbezirk Detmold 789 WEA in Betrieb waren (Kreis Paderborn ist der Windmeister der Region). Mammen et al. (2013) stellten zudem keinen Unterschied der Tötungsraten an großen und kleinen WEA fest. Von daher ist nicht zu erwarten, dass mit neuen, größeren WEA, auch im Ersatz für kleine Altanlagen (Repowering), das Kollisionsrisiko für den Rotmilan abnehmen würde.

In einer weiteren fundierten Studie wurde die Auswirkung von WEA auf eine Greifvogelpopulation erforscht (Zitat 2). Auf der norwegischen Insel Smøla wurden in einem Dichtezentrum des Seeadlers von 2002 bis 2005 mit 68 WEA (Nabenhöhe 70 m, Rotorradius 41 m) Norwegens größter Windpark errichtet. Die Brutplätze und der Bruterfolg der dort auf dem Boden brütenden Seeadler (die Insel ist weitgehend baumfrei) wie auch das Verhalten (Zitat 3) wurden vor und nach dem Aufstellen der WEA im Windpark und in entfernten Vergleichsflächen nach standardisierter Methodik untersucht. Außerdem wurde unter den WEA systematisch nach Schlagopfern, zum Teil mit Spürhunden, gesucht (Bevanger et al. 2009 und 2010, genaue Zitate siehe Eulen-Rundblick Nr. 62: 96). Von 2005 bis 2009 wurden 28 Seeadler tot unter den WEA gefunden, darunter 16 adulte Vögel. Bis Ende Januar 2014 waren in diesem Windpark insgesamt mindestens 56 Seeadler tödlich an den WEA verunglückt (T. NYGÅRD schriftlich), was einer Todesrate von rund einem Seeadler pro 11 WEA und Jahr entspricht. Der Bruterfolg verminderte sich in dem Bereich signifikant, in dem die WEA näher als 500 m an den Brutterritorien errichtet worden waren, während er in den Vergleichsflächen ohne WEA in etwa gleich blieb (Zitat 2). Der Rückgang des Bruterfolgs an den WEA beruht vor allem auf dem Verlassen von Brutterritorien, was durch kollisionsbedingten Verlust des Paarpartners, durch Vertreibungswirkung aufgrund des Betriebs der WEA und/oder durch unmittelbare Zerstörung des Brutplatzes durch Fundamente

ag_eulen/debatten/auswirkungen_von_windenergieanlagen_auf_voegel.1398502497.txt.gz · Zuletzt geändert: 2020/05/09 23:43 (Externe Bearbeitung)