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Gratulation

Dr. Siegfried Schönn

Erfolgreicher Vogelforscher feiert 75. Geburtstag

SIEGRIED SCHÖNN wurde am 4. Januar 1938 els erstes von zwei Geschwistern in Zwickau geboren. Aufgewachen vorwiegend in Lichtentanne, besuchte er die dortige Grundschule und anschließend die Oberschule in Werdau bis zum Abitur.
Von Kind an galt das Interesse von Siegfried der Natur, besonders Schmetterlingen und Vögeln. Sein Wunsch war ursprünglich, Biologie zu studieren, doch die Zahl der Studienplätze war damals so stark begrenzt, dass er keine Chance hatte. Von 1957–1962 studierte er dann Zahnmedizin an der Karl-Marx-Universität Leipzig, wo er bereits 1962 im Fach Hämatologie zum Dr. med. dent. promovierte. Von 1963 bis 1975 arbeitete Siegfried als Zahnarzt in Oschatz, ab 1976 in der vom Vater übernommenen, eigenen Praxis in Lichtentanne.

Im Juni 1951 fand er bei Schönfels/Kreis Zwickau eine adulte Falkenraubmöwe. Diesen bemerkenswerten Erstfund im Binnenland von Deutschland veröffentlichte Dr. GOTTFRIED MAUERSBERGER in den Ornithologischen Mitteilungen und Dr. RICHARD HEYDER in seinen „Nachträgen zur sächsischen Vogelfauna“. Das besondere Interesse von SIEGFRIED galt jedoch den heimischen Eulenarten, zunächst Waldkauz und Schleiereule, später auch der Waldohreule. Die ersten beiden Arten fotografierte er gemeinsam mit WALDEMAR MICHAILOW, einem Aussiedler aus Riga, auf der Schönfelser Burg.

In Zwickau besuchte er regelmäßig die Veranstaltungen der Fachgruppe Ornithologie. Dem Leiter der Fachgruppe, WERNER FISCHER, gelang 1952 die Wiederentdeckung des Sperlingskauzes im Fichtelberggebiet, worüber dieser an Vereinsabenden enthusiastisch berichtete.

Als 1964 im „Der Falke“ Berichte über neuere Nachweise des Sperlingskauzes im Elbsandsteingebirge erschienen, war das die Initialzündung für eigene Nachforschungen. Diese wurden unterstützt durch ROBERT MÄRZ und KLAUS AUGST, der ihm im Mai 1965 bei einer gemeinsamen Exkursion im Großen Zschand mittels Rufimitation einen Sperlingskauz vorführen konnte.

Nach Kenntnis dieser Nachweismethode startete Siegfried systematische Nachsuchen im Westerzgebirge, die anfangs noch ohne Skier und bei hoher Schneelage im Frühjahr enttäuschend negativ verliefen. Weitere intensive Nachforschungen („unverdrossen und beharrlich“ – Zitat aus ROBERT MÄRZ 1968) führten am 29. April 1967 zum Fund einer Bruthöhle bei Carlsfeld. Das war der erste Brutnachweis seit ca. 150 Jahren für Vogtland und Erzgebirge; ihm folgten weitere Revier- und Brutfunde in der näheren Umgebung. Die Ergebnisse dieser intensiven Forschungsarbeiten erschienen jedoch erst 1976 in den Beiträgen zur Vogelkunde. Von der Einreichung des Manuskriptes „Vierjährige Untersuchungen der Biologie des Sperlingskauzes Glaucidium p. passerinum (L.) im oberen Westerzgebirge“ bei Prof. HEINRICH DATHE bis zum Erscheinen dieser Arbeit vergingen leider 5 Jahre. Dies war besonders ärgerlich, denn 1974 hatte W. SCHERZINGER eine fast gleichlautende Untersuchung zur Ökologie des Sperlingskauzes im Nationalpark Bayerischer Wald veröffentlicht.

Nach weiterer intensiver Beobachtungstätigkeit und Literaturauswertung publizierte SIEGFRIED in der Reihe der Neuen Brehm-Bücherei 1978 seine bekannte Monographie „Der Sperlingskauz“, die zwei Auflagen und 1995 einen Reprint erlebte.

Weitere Untersuchungen SIEGFRIED galten dem Schlagschwirl und insbesondere den kleinen Rallen-Arten (u.a. den Rufen unverpaarter Weibchen), wozu er mit seiner Frau RENATE nach Ungarn in die Puszta Hortobágy reiste.

Ab 1977 erfolgten intensive Freilandarbeiten am Steinkauz. Die Ergebnisse dieser Studien wurden 1986 in der Acta Ornithoecologica „Zu Status, Biologie, Ökologie und Schutz des Steinkauzes (Athene noctua) in der DDR“ veröffentlicht. Im Jahre 1991 erschien dann als NBB-Heft 606 die umfangreiche Monographie „Der Steinkauz“, die gemeinsam mit Dr. WOLFGANG SCHERZINGER, Dr. MICHAEL EXO und Dr. ROTRAUT ILLE erarbeitet worden war. Dass diese Publikation nach nur einem einzigen Arbeitstreffen der Autoren 1988 in Oschatz abgeschlossen werden konnte, ist vor allem dem uneigennützigen Engagement von Dr. SCHERZINGER zu verdanken.

Als „Nebenprodukt“ der Arbeiten an einem für Fotozwecke präparierten Buchcover von „Auf leisen Schwingen“ ten Brutplatz des Steinkauzes entstand 1983 das Kinderbuch „Auf leisen Schwingen“, das auch in einer ungarischen und einer tschechischen Ausgabe erschien und damals sogar eine Lizenzauflage in der ehemaligen BRD erlebte.

Freundschaftliche Kontakte verbanden SIEGFRIED mit JURI PUKINSKI, dem russischen Eulenspezialisten, bekannt durch sein Buch „In der Ussuri-Taiga“. Unvergesslich bleibt ihm ein gemeinsamer illegaler Aufenthalt im Frühjahr 1982 in der russischen Taiga, da bei privaten Einladungen in die damalige Sowjetunion für Ausländer besonders restriktive Besucherregeln galten.

Auch nach seiner publizistisch aktiven Zeit blieb SIEGFRIED seiner Passion, der Beobachtung von Eulen und hierbei besonders des Sperlingskauzes, bis in die heutige Zeit treu: So entdeckte er im Greiz-Werdauer Wald mehrere Brutplätze des Sperlingskauzes. Auf thüringischer Seite dieses ausgedehnten Waldgebietes konnte ich mit ihm über ein Jahrzehnt lang viele Alt- und Jungkäuze beringen, von denen auch wichtige Wiederfunde gelangen, z. B. eine Ansiedlung 33 km vom Beringungsort entfernt. Gemeinsam entdeckten wir bei Beringungsarbeiten im Juni 1985 auch ein ertrunkenes Sperlingskauzweibchen und publizierten diese außergewöhnliche Ursache für einen Brutverlust in den Beiträgen zur Vogelkunde. Nicht zuletzt gelang SIEGFRIED nach langjährig unverdrossener Suche im vergangenen Jahr auch der erste Sperlingskauz-Brutnachweis für die Düben-Dahlener Heide.

Wir wünschen unserem Jubilar noch viele gesunde, erlebnisreiche Jahre und Erfolg in seinem steten Bemühen um den Natur- und Vogelschutz seiner Heimat.

Jochen Wiesner, 2013 im Eulen-Rundblick 63: 102

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